US-Verteidigungsminister Lloyd Austin ist am Sonntag zu einem unangekündigten Besuch nach Afghanistan gereist, wo er mit Präsident Aschraf Ghani zusammentraf. Nach dem Gespräch mit Ghani wollte Austin sich jedoch nicht zu der Frage äußern, ob die Regierung in Washington die Zusage für einen Truppenabzug bis zum 1. Mai einhält. „Das ist die Sache meines Chefs“, sagte Austin vor Journalisten. Präsident Joe Biden werde die Entscheidung „zu gegebener Zeit“ treffen.
Washington war die Verpflichtung zum Truppenabzug unter Bidens Vorgänger Donald Trump eingegangen. Die Vereinbarung wurde im vergangenen Jahr mit den radikalislamischen Taliban getroffen. Biden sagte in der vergangenen Woche, es werde „hart“ sein, diese Zusage einzuhalten. Daraufhin warnten die Taliban Washington vor möglichen „Konsequenzen“. Die afghanische Regierung möchte die US-Luftunterstützung für ihre Bodentruppen so lange wie möglich gewährleistet sehen.
Austin sagte, Biden werde selbst entscheiden, wie er in dieser Angelegenheit vorgehe. Die Taliban hatten sich in der Vereinbarung mit den USA dazu verpflichtet, mit der afghanischen Regierung Friedensverhandlungen zu führen. In dieser Frage gab es jedoch so gut wie keinen Fortschritt. Darüber hinaus nahmen die Kämpfe zuletzt spürbar zu, vor allem in ländlichen Gegenden.
Der neue Pentagon-Chef Austin ist ein früherer Soldat, der von September 2003 bis August 2005 als Divisions-Kommandant in Afghanistan im Einsatz war. Für seinen Flug nach Afghanistan nutzte Austin eine Maschine mit ziviler Kennzeichnung, während Vertreter der US-Regierung sonst mit Militärmaschinen anreisen.