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Winfried Kretschmann setzt auf eine dritte Amtszeit

Winfried Kretschmann setzt auf eine dritte Amtszeit

Winfried Kretschmann - Bild: Cosimamz, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

In seiner Partei hatte Winfried Kretschmann lange einen betont schweren Stand, später führte er die Grünen in der einstigen CDU-Hochburg Baden-Württemberg souverän an die Schalthebel der Macht. Wenn im Südwesten am Sonntag ein neuer Landtag gewählt wird, will es der inzwischen 72-Jährige noch einmal wissen – und sich zum dritten Mal zum Regierungschef wählen lassen. Sein Alter sieht Kretschmann dabei nicht als Problem. Er sei schließlich erst am Ende einer etwaigen weiteren Amtszeit so alt wie der neue US-Präsident Joe Biden heute, erläutert er.

Der erste und bislang einzige grüne Ministerpräsident ist tief in seinem Bundesland verwurzelt. Seit 1975 ist er mit seiner Frau Gerlinde verheiratet und lebt im kleinen oberschwäbischen Örtchen Laiz, wo er Mitglied des örtlichen Schützenvereins ist. Bundespolitische Ambitionen wurden dem stets etwas sperrig wirkenden Schwaben im Laufe seiner Karriere nur einmal kurz nachgesagt: Das war im Jahr 2016, als er zwischenzeitlich als Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck im Gespräch war.

Kretschmann kam am 17. Mai 1948 am Westrand der Schwäbischen Alb als Kind von Heimatvertriebenen in katholischem Milieu zur Welt. Ganz ähnliche Umstände prägten übrigens auch den in etwa gleichaltrigen ehemaligen Grünen-Übervater Joschka Fischer, dem Kretschmann in den 80er Jahren im hessischen Umweltministerium als Referent diente. Anders als Fischer bezeichnet sich der Regierungschef noch heute als „in der Wolle gefärbter Katholik“.

Mit Fischer teilte Kretschmann auch seinen früh erwachenden Widerwillen gegen autoritäre Herrschaftsformen. Ihre ersten politischen Gehversuche machten beide in der radikalen linken Szene, Kretschmann in einer kommunistischen Hochschulgruppe. Vor dem Radikalismus habe ihn seine Frau gerettet, erzählt Kretschmann immer wieder. Er arbeitete zunächst als Lehrer an Privatschulen, wurde dann aber als Gymnasiallehrer verbeamtet.

Seine politischen Anfänge verglich Kretschmann später mit einer Sektenmitgliedschaft. Bei den Grünen hingegen machte er sich von Anfang an einen Namen als Realpolitiker. Nach dem Einzug der damals noch jungen Partei in den Stuttgarter Landtag 1980 kam es deshalb zum Bruch. Kretschmann war 1984 ursprünglich als Spitzenkandidat für die Landtagswahl vorgesehen, zog sich nach internen Grabenkämpfen mit dem linken Grünen-Flügel aber zurück.

Auch danach folgte ein berufliches und politisches Hin und Her, das Verhältnis zwischen Kretschmann und seiner Partei blieb lange Zeit angespannt. 1988 kehrte Kretschmann als Abgeordneter zwischenzeitlich in den Landtag zurück, überwarf sich jedoch erneut mit den Fundis. Er flog aus dem Parlament und arbeitete bis 1996 erneut als Lehrer in seinem angestammten Beruf.

Erst im dritten Anlauf etablierte sich Kretschmann dauerhaft als politisches Schwergewicht. Seit 1996 ist er ununterbrochen Landtagsabgeordneter und verhalf dem realpolitischen Flügel seiner Partei zum Durchbruch. 2011 wurde dann sein Jahr. Nach dem Konflikt um das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 sowie unter dem Eindruck der Atomkatastrophe von Fukushima und anhaltender Querelen innerhalb der CDU gelang es ihm als erstem Grünem überhaupt, Ministerpräsident eines deutschen Bundeslands werden.

Zunächst regierte Kretschmann eine Legislaturperiode mit der SPD und seit seiner Wiederwahl 2016 dann mit der CDU. Die nun angestrebte dritte Amtszeit soll die letzte des 72-Jährigen werden, der zwischenzeitlich als beliebtester Ministerpräsident in Deutschland galt. Der Wahlkampf dafür wurde allerdings von einem schweren Schicksalsschlag überschattet: Bei seiner Frau wurde Brustkrebs festgestellt, wie Kretschmann selbst mitteilte.

Seit Mitte Februar schränkte er deshalb sein Engagement in der Kampagne für die eigene Wiederwahl ein, um ihr beistehen zu können. Kretschmanns Chancen stehen aber so oder so nicht schlecht. Nicht zuletzt aufgrund seiner Beliebtheit stehen die Grünen in aktuellen Umfragen bis zu elf Prozentpunkte vor der CDU und können sich ihre Koalitionspartner wohl aussuchen.

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