Brasiliens Aufsichtsbehörde Anvisa hat die Einfuhr des russischen Impfstoffes Sputnik V abgelehnt. Anvisa-Präsident Antonio Barra Torres begründete dies am Montag (Ortszeit) mit fehlenden Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit: „Wir werden nicht zulassen, dass Millionen von Brasilianer Produkten ausgesetzt werden, ohne dass die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit angemessen überprüft wurden.“ Die russische Seite kritisierte die Entscheidung als politisch motiviert.
Zuvor hatten rund ein dutzend brasilianische Bundesstaaten den Import des russischen Vakzins beantragt und bereits entsprechende Verträge über den Erwerb von mehr als 30 Millionen Impfdosen unterschrieben. Die Zentralregierung hatte weitere zehn Millionen Dosen bestellt.
Welche Informationen fehlen, teilte Anvisa nicht mit. Die Behörde erklärte lediglich, Experten hätten auf „Unsicherheiten“ bei dem Impfstoff hingewiesen. Vergangenen Monat war bei Anvisa ein Antrag auf eine Notfallzulassung des russischen Impfstoffs eingegangen. Ihre bisherigen diesbezüglichen Ergebnisse hat die Behörde noch nicht veröffentlicht.
„Die Verzögerungen bei der Genehmigung von Sputnik V durch Anvisa sind leider politischer Natur und haben nichts mit dem Zugang zu Informationen oder Wissenschaft zu tun“, teilte das Unternehmen von Sputnik V per Twitter mit. Es beschuldigte die US-Regierung, Brasilien überredet zu haben, den Impfstoff nicht zu verwenden.
Der Kreml wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Dafür lägen der Regierung nicht genügend Informationen vor, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Er betonte jedoch, generell sei Russland dagegen, „Impfstoffe als politisches Mittel“ einzusetzen.
Russland hatte Sputnik V bereits im August zugelassen, noch vor dem Abschluss aller wissenschaftlichen Studien. Dies stieß international auf scharfe Kritik. Nach einer Anfang Februar in der britischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie schützt das Vakzin aber zu mehr als 90 Prozent vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Damit hätte Sputnik V eine ähnlich hohe Wirksamkeit wie die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.
Bislang wurde das russische Vakzin in mindestens 60 Ländern zugelassen, davon mehr als zehn in Latein- und Mittelamerika. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und die US-Arzneimittelbehörde FDA haben den Impfstoff bisher nicht abgesegnet.
Brasilien ist eines der am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder weltweit. Die Behörden haben bisher mehr als 390.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert, die zweithöchste Todeszahl nach den USA. Mehr als 14,3 Millionen Menschen infizierten sich mit dem Virus.
Bisher wurden 27,3 Millionen der 212 Millionen Einwohner des Landes einmal und 11,6 Millionen zweimal geimpft. Zugelassen wurden bislang die Vakzine von Astrazeneca, Coronavac, Pfizer/Biontech und Johnson &Johnson. Die beiden letzteren sind jedoch noch nicht im Land eingetroffen.