Die Welt kennt König Carl XVI. Gustaf von Schweden als den Mann, der jedes Jahr die Nobelpreise überreicht. In seiner Heimat hatte der Monarch lange das Image eines Playboys und Autonarrs, der sich den Respekt des Volkes erst verdienen musste. Am Freitag wird Carl Gustaf 75 Jahre. Groß gefeiert wird wegen der Corona-Pandemie nicht, aber die traditionellen Salutschüsse zu Ehren des Monarchen soll es geben.
Auf seine Rolle als Staatsoberhaupt wurde Carl Gustaf Folke Hubertus Bernadotte schon als Kind vorbereitet. Er war gerade neun Monate alt, als sein Vater bei einem Flugzeugabsturz starb. Mit vier Jahren stieg er zum Kronprinzen auf, als sein Großvater Gustaf VI. Adolf König wurde. Als dieser 1973 starb, wurde Carl Gustaf im Alter von 27 zum damals jüngsten König der Welt gekrönt.
Es sei „einfach sehr hart“ gewesen, damals plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, sagte Carl XVI. Gustaf 2013 in einem Interview zu seinem 40. Thronjubiläum. „Ich glaube nicht, dass man jemals ganz verstehen kann, was eine solche Aufgabe letztlich auf persönlicher Ebene bedeutet.“
Die Schweden kannten ihren neuen König als den Partyprinzen aus der Boulevardpresse: Auf Fotos war er mit nacktem Oberkörper und engen Jeans zu sehen. In einer von den Schweden begeistert gefeierten Märchenhochzeit heiratete er schließlich Silvia Sommerlath, eine bürgerliche Deutsche, die er bei den Olympischen Spielen 1972 in München kennengelernt hatte.
Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn. Die Erstgeborene, Kronprinzessin Victoria, wird einmal als erste Frau seit fast 300 Jahren den schwedischen Thron erben. Carl und Silvia legten großen Wert darauf, dass ihre Kinder so normal wie möglich aufwachsen. Alle besuchten staatliche Schulen – und heirateten später Bürgerliche.
Carls große Leidenschaft sind Autos. In den Garagen im Schloss am See stehen neben schwedischen und US-Oldtimern moderne Sportwagen. Prinz Carl Philip teilt die Begeisterung seines Vaters. Bei seinen Autorennen feuerte der König ihn von der Tribüne aus an.
Jagd, Wassersport und Ski-Langlauf sind weitere Hobbys des Monarchen. Außerdem ist er Vorsitzender des Umweltverbandes WWF in Schweden und Ehrenpräsident des Weltpfadfinderbundes. Wie der britische Thronfolger Prinz Charles engagiert sich Carl Gustaf für ökologische Landwirtschaft.
In der Politik spielt der König in Schweden keine Rolle, laut Verfassung muss er sich auf repräsentative Aufgaben beschränken. Nach der Tsunami-Katastrophe vom Dezember 2004, bei der auch mehr als 500 Schweden ums Leben kamen, kritisierte er dennoch das ungeschickte Vorgehen der schwedischen Regierung und bekam für seine einfühlsamen Worte zu den Angehörigen der Opfer viel Anerkennung.
Seit er bei einem Besuch den absolutistisch herrschenden Sultan von Brunei lobte, stellte ihm die Regierung auf Reisen einen Aufpasser zur Seite. Auch zum schwedischen Sonderweg in der Pandemie erlaubte sich Carl XVI. einen Kommentar und erklärte sie für gescheitert. Seine eigene Corona-Impfung im Januar nutzte der Monarch, um seinen Landsleute aufzurufen, sich ebenfalls immunisieren zu lassen.
Seine Vergangenheit holte den König 2010 ein, als eine nicht autorisierte Biografie über Kontakte zu Callgirls und Affären berichtete – Anschuldigungen, die Carl Gustaf nicht komplett zurückwies. Häme erntete das Staatsoberhaupt auch für seine Aussetzer, zum Beispiel, als er seinen eigenen Namen bei einer Unterschrift falsch schrieb. Später wurde bekannt, dass er, genauso wie zwei seiner Kinder, eine Lese-Rechtschreibschwäche hat.
Noch mehr Details aus dem Leben des Königs erfahren die Schweden vielleicht aus der Fernsehserie, die gerade in Arbeit ist. Nach dem Erfolg der Netflix-Serie „The Crown“ über das britische Königshaus soll „Monarchie“ – so der Arbeitstitel – den Zuschauern Einblicke in Carl Gustafs Familie geben.