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Deutschland sagt Indien Notfallhilfe in Corona-Krise zu

Deutschland sagt Indien Notfallhilfe in Corona-Krise zu

Bundeskanzleramt

Angesichts der dramatischen Corona-Lage in Indien hat Europa dem Land schnelle Hilfe zugesichert. Deutschland bereite so schnell wie möglich eine Unterstützungsmission vor, erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Sonntag. Auch die EU und Großbritannien kündigten Hilfe an. In Deutschland gilt wegen der sich in Indien verbreitenden Virus-Variante ab Montag ein weitgehender Einreisestopp für Ankünfte aus dem Land.

Deutschland stehe „Seite an Seite in Solidarität mit Indien“, ließ Merkel über ihren Sprecher Steffen Seibert erklären. „Der Kampf gegen die Pandemie ist unser gemeinsamer Kampf.“

Eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums sagte der Nachrichtenagentur AFP, aktuell würden die Möglichkeiten zur Abgabe einer mobilen Sauerstoff-Herstellungsanlage sowie Möglichkeiten zur Transportunterstützung für weitere Hilfsgüter geprüft. Die Regierung in Neu Delhi hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass eine Lieferung von 23 Anlagen zur Aufbereitung von Sauerstoff aus Deutschland geplant sei.

„Wir sind bereit zu helfen“, erklärte auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. „Die EU bündelt ihre Ressourcen, um über das EU-Katastrophenschutzverfahren schnell auf Indiens Ersuchen um Hilfe zu reagieren“, schrieb sie auf Twitter. Laut EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, wird derzeit mit den Mitgliedstaaten die Bereitstellung von Sauerstoff und Medikamente für Indien koordiniert.

Die britische Regierung brachte nach eigenen Angaben medizinische Ausrüstung auf den Weg nach Indien, darunter hunderte Sauerstoff-Konzentratoren und Beatmungsgeräte. Großbritannien werde „alles tun“, um Indien zu helfen, betonte Premierminister Boris Johnson. Frankreich erklärte ebenfalls, „bedeutende“ Sauerstoff-Hilfe nach Indien schicken zu wollen.

„Zusätzliche Unterstützung“ für Indien kündigte auch US-Außenminister Anthony Blinken an. Selbst Pakistan – Erzfeind Indiens – bot dem Nachbarland medizinische Unterstützung an.

Mit fast 350.000 Neuinfektionen binnen eines Tages hatte Indien am Sonntag einen neuen Höchststand gemeldet, hinzu kamen 2767 weitere Todesfälle. Das ohnehin schlecht ausgestattete Gesundheitssystem Indiens steht inzwischen vor dem Kollaps. Zahlreiche Krankenhäuser melden einen Mangel an medizinischem Sauerstoff und Medikamenten. Vor den Kliniken in den Großstädten bilden sich lange Schlangen von Erkrankten und deren Angehörigen. Berichten zufolge schnappen Patienten verzweifelt nach Luft, während sie auf einen Krankenwagen warten.

Indiens Premierminister Narendra Modi sagte am Sonntag, Indien sei „von einem Sturm“ getroffen worden. Er rief die Menschen dazu auf, sich nicht von Gerüchten über die Corona-Impfstoffe beirren und sich impfen zu lassen. Landesweit wurden in Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern bisher rund 141 Millionen Impfstoffdosen verabreicht.

Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery forderte derweil umfassende Schutzmaßnahmen. Die indische Mutante B.1.617 sei offenbar „ansteckender und im Krankheitsverlauf schlimmer“ als bisher bekannte Virus-Varianten, sagte er der „Rheinischen Post“. „Daher sind alle Maßnahmen der Kontakteinschränkung gegenüber potentiell hiermit Infizierten gerechtfertigt.“

Zahlreiche Länder, darunter Deutschland, Italien und Großbritannien, haben Einreisen aus Indien weitgehend gestoppt. Die Bundesregierung erklärte Indien am Samstag zum Virusvariantengebiet. Ab Montag dürfen nur noch Deutsche aus Indien einreisen. Für sie gilt eine Testpflicht vor der Abreise sowie eine 14-tägige Quarantäne nach der Ankunft. Auch Kuwait und Kanada setzten alle Flüge aus Indien aus, die Vereinigten Arabischen Emirate hatten bereits am Donnerstag den Flugverkehr eingestellt. Am Sonntag verkündete Bangladesch die Schließung seiner 4000 Kilometer langen Landgrenze zu Indien.

Allein in der vergangenen Woche wurden in Indien mehr als zwei Millionen Corona-Fälle registriert – ein Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zur Vorwoche, wie aus einer AFP-Berechnung anhand von Daten der Gesundheitsbehörden hervorgeht.

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