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Europäische Netflix-Hits wie „Lupin“ und „Dark“ revolutionieren TV-Sektor

Europäische Netflix-Hits wie „Lupin“ und „Dark“ revolutionieren TV-Sektor

Netflix auf einem Tablet - Bild: sitthinphong via Twenty20

In „Lupin“ macht ein charmanter Meisterdieb das als Postkartenidyll inszenierte Paris unsicher. Die französische Netflix-Produktion avancierte in vielen Ländern, darunter Deutschland, schnell zur meistgesehene Serie des Streaming-Dienstes und in den USA immerhin zur erfolgreichsten französischsprachigen Produktion. Dieser Erfolg steht exemplarisch für die Strategie des US-Unternehmens – und dafür, wie es den europäischen TV-Sektor aufwirbelt.

Netflix investiert enorme Summen in die Produktion europäischer Filme und Serien. Nach Angaben des Unternehmens befinden sich in der EU derzeit rund hundert Filme und Serien in verschiedenen Produktionsstadien. Eigenständige Produktionsteams sind in Frankreich, Spanien, Deutschland und Italien angesiedelt.

Allerdings hat das Unternehmen genau wie seine Konkurrenten Disney Plus und Amazon Prime eigentlich keine Wahl: Seit 2018 schreibt eine EU-Richtlinie vor, dass die Plattformen ihren Abonnenten mindestens 30 Prozent europäische Inhalte anbieten und in lokale Produktionen investieren müssen.

Entstanden ist so ein Modell, das sich radikal vom alten Hollywood unterscheidet, dessen Produktionsfirmen ihre US-Blockbuster und -Serien ohne Interesse an lokalen Produktionen auf den Markt brachten. „Wir fragen uns wirklich ‚Okay, was ist eine Show, die in Frankreich riesig wird und die unsere französischen Kunden lieben werden? Oder in Deutschland?“, sagt Larry Tanz, der für die Originalprogramme von Netflix in Europa verantwortlich ist.

Tanz zufolge lassen sich die nicht englischsprachigen Filme und Serien dann häufig in zwei Kategorien einteilen: Solche mit hauptsächlich lokaler Reichweite wie in Deutschland etwa die Drama-Serie „Dogs of Berlin“ – und solche, die international geschaut werden – zum Beispiel die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete deutsche Produktion „Dark“, das spanische „Casa de Papel“ oder eben „Lupin“.

Der belgischen Drehbuchautorin Sanne Nuyens bescherte diese Entwicklung einen Überraschungserfolg. Ihre Serie „Zimmer 108“, ein stimmungsvoller Fantasy-Thriller produziert vom flämischen öffentlich-rechtlichen Sender VRT, erreichte bei Ausstrahlung auf Netflix international Millionen von Zuschauern. „Man schreibt eine Show für ein bestimmtes Publikum und wenn das Publikum größer wird, wenn es nicht nur Flandern oder Belgien ist, sondern auch Europa und die ganze Welt, dann ist das fantastisch“, erzählt sie.

Aber Qualitätsinhalte kosten Geld, was die Produktionsfirmen dazu zwingt, sich zusammenzuschließen. Elly Vervloet ist bei VRT verantwortlich für internationale Produktionen und damit an vorderster Front dieser neuen Dynamik. Im Rahmen des Verbandes Europäische Rundfunkunion hat sie eine Initiative geschaffen, die Gelder bündelt, um Sendern teure Projekte zu ermöglichen – und Netflix so die Stirn zu bieten.

Wenn die Koproduktion nicht klappt, sagt Vervloet, sei das US-Unternehmen dennoch ein „guter Partner“. „Aber man muss hart verhandeln“, etwa über Rechte und Branding. „Außerdem sind Inhalte, die an eine Plattform verkauft wurden, für andere öffentlich-rechtliche Sender weniger zugänglich und das ist die Sorge auf europäischer Ebene.“

Hier bestehe dann doch eine Parallele zu Hollywood, sagt Jerome Dechesne vom Verband für europäische Filmschaffende (Cepi). „Netflix finanziert alles und behält am Ende den Löwenanteil.“

Allerdings lobt er das US-Unternehmen dafür, das „Oligopol“ der großen Sender wie der BBC oder Frankreichs TF1 gebrochen zu haben, die jahrzehntelang Europas Film- und TV-Sektor kontrollierten. Positiv sei auch, dass Netflix dem „Minderwertigkeitskomplex“ von Sendungen, die nicht auf Englisch produziert wurden, ein Ende gesetzt habe, sagt Dechesne.

Außerdem drängen die EU-Regeln die Plattformen dazu, nicht nur in eigene Inhalte, sondern auch kleine, unabhängige Produktionen zu investieren. Die Netflix-Blockbuster koexistieren also mit innovativen kleineren Inhalten – „das ist super interessant“, sagt Dechesne.

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