Der Entwickler des russischen Impfstoffs Sputnik V hat eine Verleumdungsklage gegen die brasilianische Aufsichtsbehörde Anvisa angekündigt, die die Einfuhr des Vakzins abgelehnt hatte. Anvisa habe „wissentlich falsche und unzutreffende Informationen“ über den Impfstoff verbreitet, schrieb der russische Hersteller am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Anvisa hatte die Einfuhrverweigerung am Montag mit fehlenden Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit begründet.
Brasilien hatte seine Impfkampagne gegen das neuartige Coronavirus im Januar begonnen und dafür das Vakzin von Astrazeneca und das chinesische Präparat Coronavac genutzt. In der vergangenen Woche verkündete die Regierung, sie habe zehn Millionen Dosen von Sputnik V bestellt. Überdies hatten rund ein dutzend Bundesstaaten den Import des russischen Vakzins beantragt und bereits entsprechende Verträge über den Erwerb von mehr als 30 Millionen Impfdosen unterschrieben.
Am Montag gab Brasilien dann neben dem Einfuhrverbot für Sputnik V bekannt, auch 100 Millionen Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs sowie 38 Millionen Impfstoffdosen beim US-Pharmakonzern Johnson & Johnson geordert zu haben. Welche Informationen bezüglich Sputnik V fehlten, teilte Anvisa nicht mit.
Russland hatte seinen Corona-Impfstoff im Sommer vergangenen Jahres zugelassen – noch bevor die klinischen Studien abgeschlossen waren. Dies hatte mit Blick auf die Wirksamkeit des Vakzins international Skepsis ausgelöst. Mittlerweile ist das Vakzin in dutzenden Ländern zugelassen. Laut einer im angesehenen Fachblatt „The Lancet“ veröffentlichten Studie hat Sputnik V eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent gegen Corona-Infektionen mit Symptomen.
In der EU ist Sputnik V noch nicht zugelassen, die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hat aber bereits ein sogenanntes rollierendes Verfahren zur Zulassung des Impfstoffs gestartet.