Russland hat Warnungen, dass es auf einen Krieg mit der Ukraine zusteuere, zurückgewiesen. „Natürlich plant niemand, sich auf einen Krieg zuzubewegen, und grundsätzlich akzeptiert niemand die Möglichkeit eines solchen Krieges“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in einem am Sonntag ausgestrahlten Fernsehinterview. Auch „die Möglichkeit eines Bürgerkriegs in der Ukraine“ werde von niemandem akzeptiert, fügte der Sprecher von Russlands Staatschef Wladimir Putin hinzu.
In jüngster Zeit hat Russland seine Militärpräsenz an der Grenze zur Ostukraine verstärkt. Kiew wirft dem großen Nachbarn vor, tausende Soldaten an seinen nördlichen und östlichen Grenzen sowie auf der von ihm annektierten ukrainischen Halbinsel Krim zusammengezogen zu haben. Moskau dementierte die Truppenbewegungen nicht, betonte aber, dass es sich dabei um innere Angelegenheiten handele und es niemanden bedrohen wolle.
Zudem intensivierten sich in den vergangenen Wochen trotz einer Waffenruhe die Kämpfe in der Ostukraine zwischen pro-russischen Rebellen und der ukrainischen Armee. Trotz der Vereinbarung einer Waffenruhe im Juli wurden nach Angaben aus Kiew seit Jahresbeginn bereits 26 ukrainische Soldaten getötet – im gesamten vergangenen Jahr waren es demnach 50. Daher wuchs international die Sorge, der seit Jahren andauernde Konflikt könne erneut eskalieren.
Peskow wies einmal mehr Vorwürfe zurück, Russland beteilige sich an dem Konflikt, indem es die Rebellen militärisch unterstütze. Zugleich betonte der Kreml-Sprecher, dass sein Land gegenüber dem Schicksal russischsprachiger Menschen in der Konfliktregion „nicht gleichgültig bleiben“ werde.
„Russland unternimmt jede mögliche Anstrengung, um bei der Lösung des Konflikts zu helfen“, versicherte Peskow in dem Interview. „Und wir werden dies weiterhin unermüdlich erklären.“
Die US-Regierung hatte diese Woche erklärt, die Zahl der russischen Soldaten an der ukrainischen Grenze sei nun so hoch, wie seit der Annexion der Krim und dem Beginn der Kämpfe in der Ostukraine im Jahr 2014 nicht mehr. US-Außenminister Antony Blinken warnte Russland am Sonntag in einem Interview vor „Konsequenzen“, wenn es sich „aggressiv“ gegenüber der Ukraine verhalte.
Er habe „echte Sorge wegen Russlands Handlungen an den Grenzen zur Ukraine“, sagte Blinken dem US-Sender NBC. Die Verbündeten und Partner der USA in Europa teilten alle diese Sorge. Daher stehe Washington mit diesen Ländern „in sehr engem Kontakt, in enger Abstimmung“.
US-Präsident Joe Biden habe seine Haltung sehr deutlich gemacht, führte sein Außenminister aus. „Wenn Russland rücksichtslos oder aggressiv handelt, wird es Kosten geben, es wird Konsequenzen haben.“