Beim größten religiösen Fest der Welt sind in Indien mehr als 1000 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Von rund 50.000 innerhalb von zwei Tagen beim Kumbh-Mela-Fest in Haridwar genommenen Tests seien 1002 positiv ausgefallen, erklärten Behördenvertreter am Mittwoch. Ungeachtet der Pandemie hatten dort zehntausende Menschen als Teil eines Rituals ein Bad im Ganges genommen und sich dabei dicht an dicht gedrängt.
Das Ritual gehört zu den heiligsten Zeremonien der Hindus und findet in Haridwar nur alle zwölf Jahre statt. Die Menschen seien überzeugt, „dass Mutter Ganga sie vor dieser Pandemie retten wird“, sagte Siddharth Chakrapani, ein Mitglied eines der Organisationskomitees der Kumbh Mela, der Nachrichtenagentur AFP.
Experten machen große religiöse Veranstaltungen und politische Wahlkampfkundgebungen für die derzeitige Welle von Coronavirus-Infektionen in Indien verantwortlich. Erst kürzlich überholte Indien Brasilien als Land mit der zweithöchsten Zahl an Corona-Infektionen weltweit. Die riesige Nation verzeichnete bisher 13,9 Millionen Fälle bei 1,3 Milliarden Einwohnern.
Am Mittwoch meldete Indien 184.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden und damit den größten Tagesanstieg seit Beginn der Pandemie. Lokalregierungen beschlossen nächtliche Ausgangssperren und harte Einschränkungen, die Zentralregierung verschob am Mittwoch anstehende Schulprüfungen. Bisher vermied sie aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen einen neuen landesweiten Lockdown wie im vergangenen Jahr.