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Österreichs Gesundheitsminister Anschober tritt wegen Erschöpfung zurück

Österreichs Gesundheitsminister Anschober tritt wegen Erschöpfung zurück

Rudolf Anschober - Bild: Bernhard Holub, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Wegen Erschöpfung im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober seinen Rücktritt erklärt. „Ich bin überarbeitet und ausgepowert“, sagte der 60-jährige Grünen-Politiker am Dienstag vor Journalisten in Wien. Er habe in den vergangenen Wochen zwei Kreislaufzusammenbrüche gehabt. In der „schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten“ brauche sein Land einen Gesundheitsminister, der „zu 100 Prozent fit ist“, begründete er seinen Schritt. 

Neuer Gesundheitsminister soll der Allgemeinmediziner Wolfgang Mückstein werden, wie Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler mitteilte. Die Bewältigung der Pandemie sei eine „historische Aufgabe“, sagte der praktizierende Arzt, der am Montag sein Amt antreten soll, vor Journalisten. Er ist ebenfalls Mitglied der österreichischen Grünen.

Anschober sagte, die vergangenen 15 Monate hätten sich für ihn angefühlt wie 15 Jahre. Ihm sei zunehmend die Kraft ausgegangen. Im Zuge seiner Überlastung habe er mit dem Kreislauf, steigendem Blutdruck, Problemen mit dem Blutzuckerspiegel und einem beginnenden Tinnitus zu kämpfen gehabt. Nach einem ersten Kreislaufkollaps vor einem Monat habe er nochmal einen Anlauf genommen, aber nach dem zweiten Kollaps am Dienstag vergangener Woche habe er gemerkt, dass er die „Notbremse ziehen“ müsse.

Der scheidende Gesundheitsminister warnte, die Corona-Pandemie sei noch im vollen Gange und dürfe nicht unterschätzt würden. Anschober hatte im Januar 2020 das Amt angetreten. Er gewann schnell an Popularität und stellte zwischenzeitig sogar Bundeskanzler Sebastian Kurz in den Schatten, als Österreich verhältnismäßig glimpflich die erste Corona-Welle überstand. Seit Herbst 2020 breitete sich das Coronavirus aber auch in Österreich trotz mehrerer Lockdowns stärker aus.

In seiner emotionalen Erklärung beklagte der Minister die „Zunahme der Aggressivität“ in einem kleinen Teil der Bevölkerung ab der zweiten Infektionswelle. In der dritten Welle hätten die Interessenkonflikte noch zugenommen und er habe sich teilweise „sehr allein“ gefühlt, erklärte er – offenbar eine verhüllte Kritik an Kurz, der dem Gesundheitsministerium vorgeworfen hatte, zu wenig Impfdosen bestellt zu haben.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP sagte Anschober im vergangenen Jahr, es sei eine ziemliche Herausforderung, das Land durch die Pandemie zu steuern – vor allem wegen der Beschneidung der normalerweise von den Grünen verteidigten Freiheitsrechte wie Bewegungs- und Versammlungsfreiheit.

Kurz sagte, Anschober habe sich in den vergangenen Monaten „für unser Land aufgeopfert sowie als Gesundheitsminister seine gesamte Energie in die Bekämpfung der Corona-Pandemie gesteckt“. Präsident Alexander Van der Bellen würdigte Anschobers „unermüdliche Arbeit“.

Im knapp neun Millionen Einwohner zählenden Österreich infizierten sich bereits mehr als 581.000 Menschen mit dem Coronavirus, mehr als 9700 Menschen starben.

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