Nach dem Tod ihres Mannes Prinz Philip empfindet die britische Königin Elizabeth II. nach Schilderung ihres Sohnes Andrew „eine große Leere“. Sie sei zwar „unglaublich tapfer“, doch habe sie Philips Tod schwer getroffen, berichtete der Prinz am Sonntag nach einem Gottesdienst auf Schloss Windsor. Einziger Hoffnungsschimmer inmitten der Trauer: Zur Beisetzung am Samstag kommt auch Prinz Harry.
Prinz Philip war am Freitagmorgen zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag auf Schloss Windsor gestorben. Noch im vergangenen Jahr hatten er und die Queen ihren 73. Hochzeitstag gefeiert. Nun wird ihr engster Vertrauter nur vier Tage vor ihrem 95. Geburtstag bestattet.
„Er war ein bemerkenswerter Mann, ich habe ihn geliebt, wie man einen Vater nur lieben kann“, erklärte Prinz Andrew weiter. „Wir haben fast so etwas wie den Großvater der Nation verloren“, fügte der 61-Jährige hinzu. Sein jüngerer Bruder Edward erklärte, trotz der jüngsten schweren Krankheit sei der Tod des Vaters „ein schrecklicher Schock“ gewesen.
Mit bewegenden Worten hatte der älteste Sohn der Paars, Prinz Charles, bereits am Vorabend für die große Anteilnahme am Tod seines „geliebten Papas“ gedankt. Er vermisse seinen Vater „ungeheuer“, sagte der 72-Jährige im Fernsehen. Prinzessin Anne beschrieb in der BBC einen Vater, der immer für sie da war und sie stets dazu ermutigte, eigene Grenzen zu überwinden.
Prinz Philip hatte Zeit seines Lebens zuviel Aufhebens um seine Person gehasst und sich stets eine private Trauerfeier und eine Beisetzung am Schloss Windsor gewünscht. Dass die Zeremonie nun aufgrund der Corona-Beschränkungen noch bescheidener ausfällt als ursprünglich geplant, dürfte ihm sehr entgegenkommen.
Nach Angaben des Buckingham-Palasts werden statt der geplanten 800 nur noch 30 Gäste an der Feier am kommenden Samstag in der St. George’s Chapel auf dem weitläufigen Gelände von Schloss Windsor teilnehmen. Zu ihnen gehören voraussichtlich neben der Queen ihre vier Kinder, die Enkel sowie weitere enge Familienmitglieder. Der Zeremonie voran geht eine landesweite Schweigeminute.
St. George’s Chapel war zuletzt im Mai 2018 als Ort der bewegenden Trau-Zeremonie von Prinz Harry und Meghan Markle in den internationalen Schlagzeilen. Seitdem sind die Flitterwochen zwischen dem Paar und dem Königshaus beendet: Anfang 2020 zogen sich der Queen-Enkel und seine Frau überraschend aus der ersten Reihe der Royals zurück und zogen mit ihrem Sohn Archie in Meghans kalifornische Heimat.
Für weitere Spannungen sorgte Anfang März ein Interview der beiden mit US-Starmoderatorin Oprah Winfrey, in dem sie unter anderem Rassismusvorwürfe gegen das Königshaus erhoben.
Philips Tod hatte sofort Spekulationen ausgelöst, ob Harry und seine Frau für die Trauerfeier erstmals wieder nach Großbritannien zurückkehren werden. Laut einem Palastsprecher kommt Harry, seine hochschwangere Frau Meghan bleibe aber auf ärztlichen Rat zu Hause.
Die meisten Sonntagszeitungen stellten sich die Frage, wie das Wiedersehen zwischen dem 36-jährigen Prinzen und seinem zwei Jahre älteren Bruder William nach ihrer Entfremdung der letzten Zeit ausfallen wird.
Die „Sun on Sunday“ will erfahren haben, dass die beiden während des Trauerzugs durch den Park von Schloss Windsor gemeinsam hinter dem Sarg ihres Großvaters gehen werden – wie sie es als kleine Jungen bei der Beerdigung ihrer Mutter, Prinzessin Diana, im Jahr 1997 getan hatten.
Laut „Sunday Telegraph“ hatte sich Harry, als er vom Tod seines Großvaters erfuhr, sofort um einen Flug bemüht. Demnach sollte er noch an diesem Sonntag nach Großbritannien zurückkehren.
Der frühere britische Premierminister John Major sagte, die Beerdigung biete die „ideale Gelegenheit“ für eine Versöhnung der Brüder. „Ich hoffe sehr, dass es gelingt, alle möglicherweise bestehenden Gräben zu überwinden“, sagte Major der BBC.
Bis Samstag befindet sich auch das gesamte Land in Trauer. An allen Regierungsgebäuden wehen die Flaggen auf halbmast. In vielen Städten ertönten zudem am Samstagmittag 40 Minuten lang 41 Kanonensalven zu Ehren des Prinzen. Bei zahlreichen Sportwettkämpfen wurden Schweigeminuten eingelegt.
Auch viele Untertanen der Queen ließen es sich nicht nehmen, öffentlich zu trauern. Trotz der Aufforderung des Palasts, wegen Corona fernzubleiben, fand sich vor den Toren von Schloss Windsor und dem Buckingham-Palast ein ständiger Strom von Trauernden ein.