Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat die von Belarus erzwungene Landung eines Ryanair-Fluges in Minsk mit scharfen Worten verurteilt und die Freilassung des belarussischen Oppositionellen Roman Protasewitsch verlangt. „Dass ein Flug zwischen zwei EU-Staaten unter dem Vorwand einer Bombendrohung zur Zwischenlandung gezwungen wurde, ist ein gravierender Eingriff in den zivilen Luftverkehr in Europa“, erklärte Maas am Sonntagabend in Berlin. Die Bundesregierung sei „sehr besorgt über Meldungen, dass auf diesem Weg der Journalist Roman Protasewitsch verhaftet wurde“, fügte Maas hinzu.
Maas forderte „deutliche Konsequenzen“ von Seiten der Europäischen Union. Die Bundesregierung stehe in engem Austausch mit den anderen EU-Staaten. Auch der am Montag beginnende EU-Gipfel müsse sich mit dem Vorfall befassen. „In jedem Fall muss Belarus die Sicherheit, Unversehrtheit und Freiheit aller Passagiere unverzüglich gewährleisten und Roman Protasewitsch freilassen“, hieß es in der Erklärung.
Nach Angaben der belarussischen Behörden war die Maschine am Sonntag wegen einer „Bombendrohung“ von ihrem Kurs abgewichen. Machthaber Alexander Lukaschenko befahl demnach einem Kampfjet, die Maschine abzufangen. Am Flughafen von Minsk wurde dann der Regierungskritiker und Journalist Roman Protasewitsch festgenommen, wie der Oppositionskanal Nexta berichtete. Der Ryanair-Flug mit dem ehemaligen Nexta-Chefredakteur an Bord war auf dem Weg von Athen nach Litauen, als die Maschine in die belarussische Hauptstadt umgeleitet wurde.