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Sich cool dem Tod stellen – das geht wohl nur mit Udo Lindenberg

Sich cool dem Tod stellen – das geht wohl nur mit Udo Lindenberg

Udo Lindenberg - Bild: Stefan Müller/CC BY-NC-ND 2.0

Geht es auch cool dem Tod entgegen? Klar, mit Udo Lindenberg, dem seit einiger Zeit scheinbar eher jünger als älter werdenden großen Star des deutschsprachigen Rocks. Zu seinem 75. Geburtstag am Montag veröffentlicht Lindenberg ein neues Album, das seine Berg- und Talfahrt aus Hits und Abstürzen mit der Single „Ich würd’s wieder genauso tun, wie’s war“ kompakt zusammenfasst.

In dem Lied setzt sich Lindenberg auch in seinem unverwechselbar schnoddrig-ironischen Ton mit dem Tod auseinander. „Der Tod verließ mein Zimmer, spät in der Nacht, ich hab’ mit ihm einen neuen Deal gemacht, er gibt mir noch ’n paar Jahre, bis wir uns wiedersehen, bis dahin hab ich noch ’n paar mehr Storys zu erzählen“, heißen die Zeilen, die Lindenbergs Fans eine Verheißung auf weitere Veröffentlichungen ihres Stars sein werden.

Erstaunlich an der Single ist, wie frisch Lindenberg klingt – vor 30 Jahren klang er nicht jünger. Im Wesentlichen sei er ein „sehr zukunftsorientierter Vogel“, sagte der Sänger zum Wiegenfest den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Udo von jetzt sei zwar „ein bisschen cooler“, aber die Leidenschaft an Rock und Rebellion habe er sich voll bewahrt.

Dabei ist es fast erstaunlich, dass Lindenberg noch lebt. Er hatte schon mit Anfang 40 einen Herzinfarkt, zwischenzeitlich sah es so aus, als wolle er sich zu Tode trinken. Der „Bild“-Zeitung sagte er einmal, es habe eine Phase gegeben, da habe er nur noch Restblut im Alkohol gehabt.

Der wohl außergewöhnlichste deutsche Musikstar kam am 17. Mai 1946 im westfälischen Gronau zur Welt. In der Stadt, in der Typen wie er früher den Stempel „Spinner“ bekamen, steht längst ein Lindenberg-Denkmal.

Schon im Alter von elf Jahren spielte der Sohn eines Klempners und einer Hausfrau Dixieland-Schlagzeug, mit 15 Jahren lernte er Kellner in der Düsseldorfer Altstadt, ab den 70er Jahren veröffentlichte er Musik. Den Durchbruch brachte 1973 das Album „Andrea Doria“ mit den Hits „Alles klar auf der Andrea Doria“ und „Cello“.

Populär machte ihn dieser „sehr eigenwillige, abenteuerliche Gesangstil“, wie er selbst einmal sagte. Ein Stil, von dem Experten sagen, dass er einfach klinge, aber schwer zu singen sei.

Das Nuscheln ist das eine Erfolgsgeheimnis, das Wortspiel das andere. Figuren wie Bodo Ballermann oder Elli Pirelly ließ er zu geflügelten Begriffen werden, heute drehen sich die Wortspiele vor allem um ihn selbst. Er nennt sich Udonaut, sein Album verkauft er als Udopium.

Konstant ist nur die Panik. Lindenberg lässt sich vom Panikorchester begleiten, vergibt mit seiner Stiftung einen Panikpreis und nennt sich den Panik Panther. Wofür das Wort Panik noch steht – längst vergessen.

Längst vergessen ist auch, dass Lindenberg lange vielen auf die Nerven ging. Etwa durch sein politisches Engagement in der Friedensbewegung oder seinen Umgang mit der DDR. Sein in der DDR äußerst erfolgreiches „Mädchen aus Ostberlin“ beruht angeblich auf seiner eigenen wahren Liebesgeschichte mit einer jungen Frau aus Ostberlin, die allerdings der Stasi zuarbeitete. Angeblich hat er sogar einen Sohn mit ihr.

Immer wieder forderte Lindenberg die Möglichkeit zum Auftritt in der DDR ein, nach seinem Hit „Sonderzug nach Pankow“ durfte er 1983 in Ostberlin auftreten. In Westdeutschland wurde ihm sein Umgang mit der DDR-Führung allerdings immer wieder als anbiedernd ausgelegt.

Doch auch das ist längst Vergangenheit. Die Gegenwart ist ein absehbarer weiterer Chart-Erfolg mit seinem neuen Album. Wie die GfK Entertainment ermittelte, war Lindenberg mit bislang 52 Alben und 23 Singles insgesamt 1134 Mal in den deutschen Charts platziert. Geht es nach ihm, ist damit noch lange nicht Schluss. „Wir bleiben locker im Gespräch, der Tod und ich“, sagt Lindenberg. Er sei der „Erste Vorliegende des Clubs der Hundertjährigen“ und bleibe noch lange am Start.

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