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UNO ist „tief beunruhigt“ über Massenfestnahmen in Flüchtlingslagern in Tigray

UNO ist „tief beunruhigt“ über Massenfestnahmen in Flüchtlingslagern in Tigray

Unicef - Bild: tampatra via Twenty20

Die UNO hat sich alarmiert über Massenfestnahmen in mehreren Flüchtlingslagern in der äthiopischen Krisenregion Tigray gezeigt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sei „tief beunruhigt“, sagte die Sprecherin Elisabeth Haslund am Mittwoch. Tausende Vertriebene hätten nach den Vorfällen erneut die Flucht ergriffen.

Soldaten aus Äthiopien und dem Nachbarland Eritrea hatten nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Montagabend in mehreren Lagern in der Stadt Shire hunderte Zivilisten festgenommen. Die Flüchtlinge wurden demnach geschlagen und auf Lastern weggefahren. Vorher wurden ihnen ihre Handys abgenommen.

Die UNHCR-Sprecherin sagte, die Situation sei nicht nur für die Angehörigen der Vermissten „traumatisch“, sondern für alle Flüchtlinge in Shire. Tausende Menschen hätten inzwischen die informellen Lager in der Stadt verlassen, „weil sie sich nicht mehr sicher fühlen“.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen erklärte, viele Menschen hätten erneut die Flucht ergriffen, „um in anderen Gebieten Schutz zu suchen“. Ärzte ohne Grenzen zeigte „tief besorgt“ über die Sicherheit der Lagerbewohner in Shire und die Versorgungslage der Geflüchteten.

Ein Behördenvertreter aus dem Verwaltungsbezirk um Shire hatte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP gesagt, der Grund für die Festnahmen seien Berichte über eine Infiltration der Flüchtlingslager durch Regierungsgegner gewesen. Die Festgenommenen würden nun überprüft, neun Zivilisten seien am Dienstag wieder freigelassen worden. Am Mittwoch äußerte er sich auf AFP-Anfrage allerdings nicht erneut.

Äthiopische Regierungstruppen hatten im November eine Offensive gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Seither sind die geschätzt sechs Millionen Einwohner der Region großteils vom Rest der Welt abgeschnitten. Im Zuge des Konfliktes waren auch Soldaten aus dem Nachbarland Eritrea einmarschiert, denen Massaker an der Zivilbevölkerung und sexuelle Gewalt gegen Frauen vorgeworfen werden.

Auch mehr als sechs Monate nach dem Einmarsch der äthiopischen Truppen gehen die Kämpfe weiter. Experten warnen vor einer drohenden humanitären Katastrophe und einer Hungernsnot. Nach Darstellung von Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed ist die Region jedoch zur Normalität zurückgekehrt. Seinen Angaben zufolge werden Lebensmittel und andere Hilfsgüter an die Bevölkerung geliefert.

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