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US-Untersuchung zum Ursprung des Coronavirus sorgt für Unmut in Peking

US-Untersuchung zum Ursprung des Coronavirus sorgt für Unmut in Peking

CureVac-Produktion - Bild: CureVac

Eine angekündigte Untersuchung des US-Geheimdiensts zum Ursprung des Coronavirus sorgt in Peking für Unmut: Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums wies am Donnerstag die Notwendigkeit einer solchen Untersuchung entschieden zurück. Hintergrund der von US-Präsident Joe Biden angeordneten Untersuchung ist die Frage, ob möglicherweise ein Laborunfall in der chinesischen Stadt Wuhan zu der weltweiten Corona-Pandemie mit mehr als 3,4 Millionen Toten führte. Facebook kündigte indessen an, Behauptungen, wonach das Virus menschengemacht sei, nicht mehr aus dem Online-Netzwerk zu entfernen.

Schon bald nach Beginn der Pandemie war darüber spekuliert worden, dass das Coronavirus bei einem Unfall aus dem Institut für Virologie in Wuhan, in dem an Coronaviren geforscht wird, entwichen sein könnte. Die chinesische Regierung hat das stets energisch bestritten.

Die „Motive und Ziele“ der US-Regierung seien „klar“, erklärte der chinesische Ministeriumssprecher. „Die dunkle Geschichte der US-Geheimdienste ist der Welt seit langem bekannt“, sagte er in Anspielung auf frühere Falschinformationen der CIA. Die damalige US-Regierung hatte etwa vermeintliche Belege für Massenvernichtungswaffen als Begründung für die Irak-Invasion 2003 angeführt, was sich später als falsch herausstellte.

Das Wiederaufgreifen der Laborunfall-Theorie „ist respektlos gegenüber der Wissenschaft und auch eine Störung im globalen Kampf gegen die Pandemie“, fügte der chinesische Sprecher hinzu.

Biden hatte am Mittwoch erklärt, die US-Geheimdienste würden ihm binnen drei Monaten einen neuen Bericht zu der Frage vorlegen, ob der Ausbruch der Pandemie auf eine Übertragung des Virus von Tier zu Mensch zurückgehe oder auf einen Laborunfall. Bei den US-Geheimdiensten herrsche derzeit Uneinigkeit in der Frage, welches Szenario wahrscheinlicher sei.

Der CDU-Innenexperte Patrick Sensburg begrüßte die geheimdienstlichen Untersuchungen der USA. „Chinas Informationspolitik hilft bei der Beantwortung nicht, sondern schafft noch mehr Ungereimtheiten“, sagte er am Donnerstag dem „Handelsblatt“. Daher sei eine „intensivere“ Aufklärung durch die Nachrichtendienste „absolut sinnvoll“.

Das Online-Netzwerk Facebook kündigte angesichts der jüngsten Entwicklungen an, Behauptungen, wonach das Virus durch Menschen entstanden sei, nicht mehr von der Plattform zu löschen. Der Online-Dienst werde weiterhin mit Gesundheitsexperten zusammenarbeiten und „unsere Richtlinien regelmäßig aktualisieren, wenn neue Fakten und Entwicklungen auftauchen.“ Facebook geht im Rahmen seiner Kampagne gegen Desinformation auch gegen Falschbehauptungen zum Coronavirus vor.

Ein Team internationaler Experten im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Labor-Theorie im März als „extrem unwahrscheinlich“ eingestuft. Es sei vielmehr „wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich“, dass das Virus Sars-CoV-2 von einer Fledermaus über ein Zwischenwirt-Tier auf den Menschen übergegangen sei.

An dem Bericht wurden aber schnell Zweifel laut. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus forderte, die Hypothese eines Laborunfalls in Wuhan weiter zu prüfen. Zahlreiche Staaten äußerten ihre Besorgnis darüber, dass den Experten bei ihrer Untersuchung in China der Zugang zu Daten verwehrt worden sei.

Ein Bericht des „Wall Street Journal“ hatte Mutmaßungen über einen Unfall im Institut für Virologie in Wuhan vor kurzem neuen Auftrieb gegeben. Die Zeitung berichtete am Sonntag unter Berufung auf einen US-Geheimdienstbericht, im November 2019 seien drei Mitarbeiter des Instituts so schwer erkrankt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die ersten Corona-Infektionen waren Ende 2019 in Wuhan bekannt geworden.

China weist die Theorie eines Laborunfalls vehement zurück und wirft der US-Regierung vor, durch angebliche Verschwörungstheorien und eine Politisierung der Pandemie von den hohen Corona-Todeszahlen im eigenen Land ablenken zu wollen.

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