Ein italienischer Geschäftsmann, der an einem zwielichtigen Immobiliengeschäft des Vatikans in London beteiligt sein soll, ist in Großbritannien festgenommen worden. Wie am Mittwoch aus britischen Justizkreisen verlautete, wurde Gianluigi Torzi am Dienstag in der britischen Hauptstadt gefasst und am Mittwoch einem Richter vorgeführt. Der 42-Jährige sitzt demnach nun in Untersuchungshaft, über seine Überstellung nach Italien solle kommende Woche entschieden werden.
Die italienische Justiz hatte im April Haftbefehl gegen Torzi wegen Steuerbetrugs erlassen. Torzi soll im Auftrag des Vatikans ein Luxusgebäude im Londoner Nobel-Stadtteil Chelsea gekauft und dabei auf illegale Weise 15 Millionen Euro verdient haben.
Der Kirchenstaat wirft dem Geschäftsmann vor, über den betrügerischen Kauf von Stimmrechten einer Gesellschaft die Kontrolle über das Gebäude erlangt zu haben. Torzi habe dann Geld vom Heiligen Stuhl verlangt, um die Rechte wieder abzugeben. Er hielt demnach 15 Millionen Euro.
Im Juni 2020 wurde Torzi kurzzeitig von der Polizei des Vatikanstaats festgenommen. Nach seiner Freilassung bat die vatikanische Justiz die italienischen Behörden um Hilfe in der Angelegenheit.
Die italienischen Ermittlungen ergaben, dass Torzi einen Teil der 15 Millionen Euro an zwei seiner britischen Firmen überwiesen habe, um Aktien im Wert von mehr als 4,5 Millionen Euro zu kaufen. In wenigen Monaten hat er nach Angaben der italienischen Polizei so 750.000 Euro verdient. Damit habe Torzi Schulden anderer seiner Firmen beglichen. Mit seinen undurchsichtigen Finanzmanövern habe Torzi das alleinige Ziel des Steuerbetrugs verfolgt, erklärte die italienische Polizei.
Als Konsequenz aus dem Immobilienskandal hatte Papst Franziskus im November dem Staatssekretariat des Vatikans die Finanzhoheit entzogen. Für die Verwaltung von Vermögen und Immobilien der Spitzenbehörde ist nun die vatikanische Güterverwaltung Apsa zuständig. Wegen des Londoner Immobiliengeschäfts laufen im Vatikan Ermittlungen wegen Betrugs, Korruption und Geldwäsche. Diese Ermittlungen führten bereits zum Rücktritt des einflussreichen Kardinals Angelo Becciu.