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Viele deutsche Soldaten bei Selbstmordanschlag in Mali verletzt

Viele deutsche Soldaten bei Selbstmordanschlag in Mali verletzt

Bundeswehr (über cozmo news)

Bei einem Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr im westafrikanischen Krisenland Mali sind am Freitag zwölf deutsche Soldaten verletzt worden. Unter ihnen seien auch drei Schwerverletzte, sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Freitag in Bonn. Sie sollten in der Nacht zu Samstag zur weiteren Behandlung nach Deutschland ausgeflogen werden. Der Anschlag verdeutliche „auf sehr dramatische und schreckliche Art und Weise“, in welche Gefahren sich Bundeswehrangehörige bei der Erfüllung ihrer Pflicht begeben, sagte die Ministerin.

Zu den Hintergründen des Anschlags und möglichen Konsequenzen für den deutschen Einsatz wollte sich Kramp-Karrenbauer zunächst nicht äußern. Nun stehe erst einmal die Versorgung der Verletzten im Vordergrund. In den kommenden Tagen wolle sie selbst mit dem betroffenen Einsatzkontingent sprechen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach von einem „hinterhältigen Selbstmordanschlag“, der ihn „erschüttert“ habe. „Mein und unser aller Dank gilt den Soldatinnen und Soldaten für ihren gefährlichen Einsatz, bei dem sie jeden Tag in Erfüllung ihrer Pflichten Leib und Leben riskieren.“

Von den drei Schwerverletzten waren nach Angaben der Ministerin zwei in „stabilem“ Zustand, ein dritter werde „zur Stunde“ operiert. Neben den zwölf verletzten deutschen Soldaten sei noch ein weiterer UN-Soldat verletzt worden, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie seien Teil eines Kontingents des UN-Blauhelmeinsatzes Minusma gewesen. In ersten Berichten war von bis zu 15 verletzten Bundeswehrsoldaten die Rede gewesen.

Minusma bestätigte einen Autobombenanschlag mit verletzten Blauhelmsoldaten nahe des Dorfes Ichagara. Die Soldaten seien am Vormittag in einer provisorischen Einsatzbasis in der Ortschaft Tarkint etwa 180 Kilometer von Gao entfernt „zum Ziel eines Anschlags“ geworden, hieß es in einer Twitter-Botschaft der Minusma.

Ein Sicherheitsbeamter vor Ort in Mali sagte AFP, dass das angegriffene Kontingent erst am Vortag seinen Stützpunkt aufgebaut hatte, um ein durch eine Landmine beschädigtes UN-Fahrzeug zu sichern.

Erst am Montag waren sechs Soldaten der französischen Anti-Terror-Einheit Barkhane bei einem Bombenanschlag verletzt worden. Bei dem Attentat nahe der zentralmalischen Stadt Gossi waren auch vier Zivilisten verletzt worden. Deutschland beteiligt sich mit bis zu 1700 Bundeswehrsoldaten an Ausbildungs- und Stabilisierungsmissionen der EU und der UNO in Mali.

Nach Kramp-Karrenbauers Angaben wurden alle Verletzten per Hubschrauber nach Gao evakuiert, wo sie in deutschen, französischen und chinesischen Sanitätseinrichtungen versorgt würden. Alle deutschen Soldaten sollten von dem angegriffenen Stützpunkt ins Feldlager der Bundeswehr nach Gao gebracht werden. Die Bundeswehr-Soldaten leisten dort im Rahmen der UN-Friedensmission Minusma einen Beitrag zur Stabilisierung Malis.

Kramp-Karrenbauer verwies darauf, dass die Soldatinnen und Soldaten in ihrem Eid schwören, das Land notfalls auch unter Einsatz ihrer Gesundheit oder gar ihres Lebens zu verteidigen. Der Anschlag von Mali zeige, dass dies „nicht nur leere Worte sind – sie sind Realität“.

Der Anschlag sei „erschütternd“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich. Der Vorfall erinnere daran, welche Risiken in Mali für die Truppen bestünden. Gleichwohl sei Minusma „ein wichtiger Einsatz zur Stabilisierung Malis“.

Linken-Politiker Tobias Pflüger nannte den Einsatz gegenüber „t-online“ „gefährlich und falsch“ und bekräftigte die Forderung seiner Partei nach einem Ende des Einsatzes.

Die politische Situation in Mali ist seit 2012 von zunehmender Instabilität geprägt. Die meist islamistisch motivierte Gewalt hat in den vergangenen Jahren auch die benachbarten Länder in der Sahel-Zone erreicht. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden in der Krisenregion getötet, Hunderttausende mussten aus ihrer Heimat fliehen.

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