Mediziner haben vor Kopfsprüngen in flache und unbekannte Gewässer gewarnt. Besonders junge Männer riskierten regelmäßig bei Kopfsprüngen Querschnittlähmungen, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) am Dienstag in Berlin. In Deutschland wird pro Jahr von schätzungsweise 80 bis hundert Querschnittverletzten nach Badeunfällen ausgegangen.
Bei einer durchschnittlichen Zahl von etwa 1000 bis 1500 neu auftretenen Querschnittlähmungen nach Unfällen in Deutschland haben Badeunfälle damit einen jährlichen Anteil von etwa vier bis acht Prozent. Die meisten Unfallopfer sind junge Männer.
Die Wassertiefe von Flüssen oder Seen wird den Experten zufolge häufig falsch eingeschätzt, dazu komme oft noch Alkohol. „Schlägt beim Sprung der Kopf auf einen harten Untergrund, kann es durch die starke Gewalteinwirkung schnell zu einer Querschnittlähmung kommen – mit schwerwiegenden Folgen für das ganze Leben“, erklärte DGOU-Vizepräsident Michael Raschke.
Zu den zentralen Risikofaktoren zählen die Experten neben Alkoholkonsum und einer mangelnden Kenntnis des Gewässers auch „Selbstüberschätzung und Imponiergehabe“. „Ein zentrales Problem ist, dass das Unfallrisiko in einer Situation mit hoher Gruppendynamik, in Partylaune und mit Alkohol schnell in den Hintergrund tritt“, warnte Christopher Spering, Unfallchirurg an der Universitätsmedizin Göttingen. Er forderte mehr Aufklärung unter anderem durch Eltern und Schulen.
Laut einer Studie des Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum wurden dort in den vergangenen 18 Jahren 60 Menschen behandelt, die nach einem Kopfsprung eine Rückenmarkverletzung erlitten hatten. 59 davon waren Männer, der Altersdurchschnitt lag bei 28 Jahren. Mehr als die Hälfte der Patienten erlitt demnach eine vollständige Rückenmarkschädigung. Das bedeutet ein Leben im Rollstuhl, Arme und Beine können nicht mehr bewegt werden. Bochum ist eines von 26 Querschnittgelähmtenzentren in Deutschland.