Der frühere US-Präsident Donald Trump war vor seinem Gipfeltreffen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin 2018 wenig an einer inhaltlichen Vorbereitung interessiert – und schaute lieber Fußball. Das jedenfalls berichtet Trumps früherer Nationaler Sicherheitsberater John Bolton. Trump hatte Putin am 16. Juli 2018 – dem Tag nach dem Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland – in der finnischen Hauptstadt Helsinki getroffen.
„Auf dem Weg nach Finnland lief in der Air Force One die Fußball-WM“, sagte Bolton jetzt dem Nachrichtenportal „t-online“. „Ich wollte Trump über die Verhandlungen zur Rüstungskontrolle unterrichten, doch Trump schaute dabei vor allem Fußball und so brachte das Ganze nichts.“
Bolton warnte Trumps Nachfolger Joe Biden, der Putin am Mittwoch in Genf trifft, vor dem Verhandlungsgeschick des russischen Präsidenten. „Putin ist stets sehr gut vorbereitet, egal wer ihm gegenübersitzt, und er kann ernsthaft und detailliert über jedes Thema reden, das aufkommt“, sagte der außenpolitische Hardliner mit dem markanten Schnauzbart zu „t-online“. „Joe Biden wird aufpassen müssen, dass Putin nicht das Gespräch dominiert.“
Nach Einschätzung Boltons, der sich in den vergangenen Jahren zu einem scharfen Trump-Kritiker gewandelt hat, dürfte Biden seine Ziele aber erreichen. „Biden hat vor allem das Ziel zu zeigen, dass er härter gegenüber Russland ist, als Trump es war. Das wird nicht schwer, schließlich war Trump nicht hart gegenüber Moskau, zumindest nicht in seiner Rhetorik.“
Kritiker haben Trump immer wieder eine zu nachgiebige Haltung gegenüber Putin vorgeworfen. Bei dem Gipfeltreffen in Helsinki sorgte Trump 2018 unter anderem für Aufsehen, weil er sich nicht hinter die Einschätzung der US-Geheimdienste stellte, Russland habe sich in die US-Präsidentschaftswahlen 2016 eingemischt. Putins Dementi sei „extrem stark und kraftvoll“, sagte Trump stattdessen.