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Schmerzhafte Ohrfeige für Präsident Macron

Schmerzhafte Ohrfeige für Präsident Macron

Emmanuel Macron - Bild: Michele Limina

Schmerzhafter könnte eine Ohrfeige kaum sein: Gut zehn Tage vor wichtigen Wahlen in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron bei einem Besuch im Süden am eigenen Leib erfahren, was einige Bürger von ihm halten. „Nieder mit der Macronie“ rief ein Mann und schlug dem Präsidenten vor laufenden Handykameras ins Gesicht. Ein Debakel auf Macrons „Tour de France“, die für den Präsidenten nur schöne Bilder liefern sollte.

Die „gifle“, wie Ohrfeige auf Französisch heißt, verbreitete sich nicht nur in Windeseile im Internet, sondern beherrschte auch die französischen Nachrichten. Politische Gegner und sogar Todfeinde Macrons beeilten sich, ihre Bestürzung über den Vorfall kundzutun.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen, die sonst kein gutes Haar an Macron lässt, nannte die Ohrfeige „zutiefst verwerflich“. Linksparteichef Jean-Luc Mélenchon erklärte sich „solidarisch“ mit dem sonst so ungeliebten Staatschef. „Den Präsidenten zu ohrfeigen heißt, die Republik zu ohrfeigen“, empörte sich der Fraktionschef der konservativen Republikaner, Damien Abad.

Der Vorfall ereignete sich am Dienstagnachmittag in der 6000-Einwohner-Gemeinde Tain-l’Hermitage nördlich von Valence. Dort ging der mit Hemd, Krawatte und Corona-Maske bekleidete Macron arglos auf Schaulustige hinter einer Absperrung zu, um Hände zu schütteln.

Solche Bäder in der Menge sind zentraler Bestandteil einer Frankreich-Rundreise, die Macron derzeit in pittoreske Orte in Gänsestopfleber- und Weinbaugebieten führt. Damit will der 43-Jährige den Franzosen nach den Entbehrungen der Corona-Pandemie „den Puls fühlen“, wie er es selbst genannt hat. Ziel ist es, seine Chancen für eine Wiederwahl im kommenden Jahr auszuloten.

Nun rast der Puls des Landes, der Präsident ist geschlagen! Was für ein Omen kurz vor den französischen Regionalwahlen als letztem Stimmungstest vor der Präsidentenwahl im Frühjahr 2022. Denn auch bei den beiden Wahlrunden droht Macron die sprichwörtliche Klatsche: Experten gehen davon aus, dass die Präsidentenpartei La République en Marche (Die Republik in Bewegung) keine einzige der 18 Regionen gewinnen kann. Stattdessen trommeln vor allem Le Pens Rechtspopulisten lautstark für einen Sieg.

Über die beiden Männer, die die Polizei wegen der Ohrfeige festnahm, wurden bis Mittwoch einige Details bekannt. Der Angreifer Damien T. soll Mittelalterfan sein und sich für historische Kampfsport-Arten begeistern. Der 28-Jährige aus der ländlichen Drôme-Gegend nördlich von Aix-en-Provence hat auf Youtube rechtsextreme und royalistische Kanäle abonniert, Freunde beschreiben ihn dennoch als apolitisch. Der Polizei war er unbekannt – ebenso wie sein gleichaltriger Freund Arthur C., der die Ohrfeige filmte.

Die Zeitung „Le Figaro“ will erfahren haben, dass beide aus dem Umfeld der „Gelbwesten“-Bewegung kommen, die 2018 und 2019 unter dem Schlachtruf „Macron, tritt zurück“ Hunderttausende auf die Straße brachte. Den Männern drohen bis zu drei Jahre Haft und Geldstrafen. Und auch über Konsequenzen für die Sicherheit des Präsidenten im Terror-geplagten Frankreich wird wieder diskutiert.

Macron hält die beiden zwar für „ultra-gewalttätige Individuen“, aber für isolierte Einzelfälle. Der Präsident will seine „Tour de France“ deshalb fortsetzen, um „ungefiltert in Kontakt“ mit den Franzosen zu bleiben, wie ein Regierungssprecher versichert.

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