Die Militärjunta in Myanmar hat die von ihr entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi wegen Korruption angeklagt. Die Anti-Korruptionskommission habe Beweise vorgelegt, wonach Suu Kyi „Korruption unter Ausnutzung ihres Amtes“ begangen habe, berichtete die Staatszeitung „Global New Light of Myanmar“ am Donnerstag. Zuvor war die Friedensnobelpreisträgerin bereits mit einer Reihe teils absurder Vorwürfe von den Generälen überzogen worden. Zwei Prozesse gegen sie beginnen in der kommenden Woche.
Laut der Staatszeitung soll die in Myanmar als Friedensikone verehrte Suu Kyi unter anderem „600.000 Dollar in bar und rund elf Kilo Gold“ an Bestechungsgeldern angenommen haben. „Deshalb wurde sie unter Abschnitt 55 des Anti-Korruptionsgesetzes angeklagt“, schrieb die Zeitung weiter. Ihr wird demnach auch vorgeworfen, ihre Autorität missbraucht zu haben, um zwei Grundstücke für ihre wohltätige Stiftung zu pachten.
Ihr Anwalt, Khin Maung Zaw, wies die Korruptionsvorwürfe als „absurd“ zurück. „Es gibt einen unbestreitbaren politischen Hintergrund, um sie von den Menschen fernzuhalten und ihr Ansehen zu beschmutzen“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Suu Kyi drohen bei einer Verurteilung lange Haftstrafen.
Die 75-Jährige war seit dem Militärputsch im Februar mit einer Reihe von strafrechtlichen Anschuldigungen überzogen worden, darunter neben den Korruptionsvorwürfen der Besitz von Funkgeräten ohne erforderliche Genehmigung, die Verletzung von Corona-Bestimmungen und die Aufforderung zum öffentlichen Aufruhr. Die Prozesse deshalb beginnen ab Montag mit der Anhörung von Zeugen.
Suu Kyis Anwaltsteam hat sich nur zweimal mit ihr treffen können, seitdem die Junta die De-facto-Regierungschefin unter Hausarrest gestellt hat. Das Militär hatte am 1. Februar in Myanmar die Macht an sich gerissen und damit eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem Land vorerst beendet. Die Armee hatte ihren Putsch mit angeblichen Manipulationen bei der Parlamentswahl im November begründet, die Suu Kyis Partei gewonnen hatte.
Seit dem Putsch sieht sich die Junta massiven, fast täglich stattfindenden Protesten gegenüber. Armee und Polizei gehen mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor. Nach Angaben von Aktivisten wurden seit dem Putsch fast 850 Zivilisten getötet.