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Papst bestürzt über Fund sterblicher Überreste indigener Kinder in Kanada

Papst bestürzt über Fund sterblicher Überreste indigener Kinder in Kanada

Symbolbild: Vatikan

Papst Franziskus hat seine Trauer über den Fund von 215 Kinderleichen in einem früheren katholischen Internat für Ureinwohner in Kanada bekundet. „Mit Schmerzen“ verfolge er die Nachrichten aus Kanada, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag zum Ende des Angelusgebets auf dem Petersplatz. Er rief die Pilger zum stillen Gebet für die Opfer und ihre Familien auf. Auf Forderungen, sich zu entschuldigen, ging er aber nicht ein.

Er schließe sich den kanadischen Bischöfen und der gesamten katholischen Kirche in Kanada an und erkläre seine „Solidarität mit dem kanadischen Volk, das durch diese schockierende Nachricht traumatisiert ist“, sagte Franziskus. Er forderte die kirchlichen und staatlichen Stellen auf, bei der Aufklärung der „traurigen Angelegenheit“ weiter eng zusammenzuarbeiten.

Der Vorfall sei eine dringende Mahnung an alle, sich von der Idee der Kolonialisierung zu distanzieren, sagte das 84-jährige Kirchenoberhaupt weiter. Dies gelte auch für die „ideologischen Kolonisationen von heute“.

In Kanada waren ab 1874 rund 150.000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in kirchlich verwaltete Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 3200 dieser Kinder, die meisten an Tuberkulose.

Die Entdeckung der Kinderleichen auf dem Gelände des ehemaligen Internats nahe der Kleinstadt Kamloops hatte vergangene Woche ein Schlaglicht auf das düstere Kapitel geworfen und landesweit für Erschütterung gesorgt.

Premierminister Justin Trudeau bedauerte am Freitag die Weigerung der katholischen Kirche, ihre „Verantwortung“ und ihren „Anteil an Schuld“ bei der Verwaltung der Internate in Kanada anzuerkennen. Er drohte gleichzeitig mit „stärkeren Maßnahmen“ seiner Regierung, um die von den Opferfamilien geforderte Herausgabe von Dokumenten zu erzwingen. In den vergangenen Tagen wurden die Rufe von indigenen Gruppen nach einer Entschuldigung des Papstes immer lauter.

Die kanadische Bischofskonferenz hatte sich zwar am Montag vergangener Woche erschüttert geäußert, sich aber nicht entschuldigt. Der kanadische Minister für indigene Dienste, Marc Miller, bezeichnete das Ausbleiben einer Entschuldigung als „beschämend“. Daraufhin entschuldigte sich der Erzbischof von Vancouver, Michael Miller, in aller Form bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es sei von der Kirche „zweifellos falsch“ gewesen, „eine kolonialistische Regierungspolitik umzusetzen, die für Kinder, Familien und Gemeinden verheerend war“, sagte er am Dienstag.

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