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Theologe kritisiert Ausschluss der Öffentlichkeit von Weltsynode

Theologe kritisiert Ausschluss der Öffentlichkeit von Weltsynode

Vatikan (über cozmo news)

Unmittelbar vor der Weltsynode der katholischen Kirche in Rom hat der Salzburger Theologe Hans-Joachim Sander den weitgehenden Ausschluss der Öffentlichkeit von den Beratungen der rund 450 Delegierten kritisiert. Die von Papst Franziskus verlangte Stille als primäre Methode der Versammlung sei das größte Problem, „war und ist es doch wiederholt die Stille, welche die katholische Kirche in ihre fatale gegenwärtige Lage geführt habe“, schreibt Sander in einem Beitrag für den „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Konkret nannte der Dogmatikprofessor „die lastende Stille des bischöflichen Verschweigens von sexuellem Missbrauch durch Priester, die peinliche Stille in der römischen Zentrale über eine wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mit den massiven kirchlichen Problemen zu Frauen und Amt, zum normalen Gebrauch von Sexualität und zu Geschlechterpluralität, zur Macht der Kirche und der Selbstgerechtigkeit ihres Klerikerstands“.

Am Mittwoch beginnt die erste von zwei Vollversammlungen der Synode mit 365 stimmberechtigten Mitgliedern. Die Beratungen sollen bis Ende Oktober dauern. Sander warnte vor einer Synode, die stillhalte „angesichts der nicht gerade kurzen Liste katholischer Aberwitzigkeiten, Absurditäten, Abgründe“.

Es gehe um die Glaubwürdigkeit einer Weltkirche, die weltweit ebenso stillschweigend wie rasant verfalle, „eben weil Stille herrschte statt Aussagen über die eigenen Verbrechen, Ansagen über den Änderungsbedarf und Zusagen an die Opfer“, schreibt Sander wiederum mit Blick auf den Missbrauchsskandal. Für die Zukunft der katholischen Kirche seien Europa und Nordamerika entscheidend. Nur hier gebe es „die offenen Gesellschaften und die zu offener, freizügiger Kritik befähigten Bevölkerungen, die sich katholische Uneinsichtigkeiten nicht länger bieten lassen wollen“.

Für Papst Franziskus wird die Synode nach Sanders Worten zum entscheidenden Test, ob er es „noch hinbekommt mit dem Wendepunkt des katholischen Glaubens hin zu wieder langsam wachsender Glaubwürdigkeit“.

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