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Was Markus Söder aus dem Scheitern von Strauß und Stoiber lernen könnte

Was Markus Söder aus dem Scheitern von Strauß und Stoiber lernen könnte

Markus Söder - Bild: Peter Kneffel/Pool via Reuters

Das Scheitern der CSU-Kanzlerkandidaten Franz Josef Strauß 1980 und Edmund Stoiber 2002 erscheint manchen als Beleg, dass ein Bayer nicht Bundeskanzler werden kann. Bei einer kühlen Analyse dürfte Markus Söder dies jedoch nicht abschrecken, falls er als Umfragefavorit anders als bisher behauptet doch Interesse an der Kanzlerkandidatur hat. 

Zum einen war mit dem Fürther Ludwig Erhard von 1963 bis 1966 schon mal ein Bayer Kanzler. Zum anderen traten Strauß und Stoiber aus der Opposition an und nicht nur deshalb mit völlig anderen Voraussetzungen.

Die Kanzlerkandidatur des CSU-Vorsitzenden Strauß etwa begann mit Polarisierung – und scheiterte genau daran: Weil sich der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl und Strauß spinnefeind waren, konnten sie sich nicht auf einen gemeinsamen Unionskanzlerkandidaten einigen. So kam es in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu einer Kampfkandidatur zwischen dem Bayern und dem Niedersachsen Ernst Albrecht, die Strauß gewinnen konnte.

In dem von Edmund Stoiber organisierten Wahlkampf ging es konfrontativ weiter. Strauß attackierte die SPD mit ihrem Bundeskanzler Helmut Schmidt scharf und präsentierte sich als Mann der Rechten. Dem gegenüber versuchten linke Intellektuelle gegen Strauß Stimmung zu machen. „Stoppt Strauß“-Plaketten wurden der Renner, bei Wahlkampfauftritten brauchte der CSU-Chef Polizeischutz. 

Diese Spaltung schadete CDU und CSU. Beide Parteien holten schlechtere Ergebnisse als bei der Bundestagswahl 1976, wobei die CDU deutlich stärker an Rückhalt verlor als die CSU. Schmidt blieb mit der SPD-FDP-Regierung Kanzler.

22 Jahre später befand sich die Union wieder in der Opposition, als Stoiber – nach langem Zögern – Kanzlerkandidat wurde. Die damalige CDU-Chefin Angela Merkel und Stoiber fochten auch harte Kämpfe miteinander aus. Merkel ließ es aber nicht auf eine Kampfkandidatur gegen Stoiber ankommen, sondern trug diesem die Kanzlerkandidatur beim Wolfratshauser Frühstück an.

Schon wenige Wochen danach beschrieb der „Spiegel“ Stoiber als „Mann ohne Eigenschaften“ und hielt ihm vor, von der Angst vor Fehlern gequält zu sein. Die Beschreibung erwies sich als treffsicher. Zwar stiegen mit Stoibers Kanzlerkandidatur die Umfragewerte der Union zunächst deutlich, aber in der heißen Phase des Wahlkampfs hatte SPD-Kanzler Gerhard Schröder leichtes Spiel mit dem bayerischen Zauderer.

Schröder setzte mit seinem Nein zu einer deutschen Beteiligung am Irakkrieg ein außenpolitisches Ausrufezeichen, während Stoiber hier lange herumlavierte. Entscheidend kippte die Stimmung dann, als im August 2002 eine Jahrhundertflut vor allem in Ostdeutschland für gigantische Schäden sorgte. Schröder überzeugte als Krisenmanager und führte die SPD zu einem – wenn auch hauchdünnen – Sieg über die Union. 

Mit dem Stoiber-Effekt konnte die CSU in Bayern ein glänzendes Ergebnis holen, die CDU nahm diesen Schwung in den anderen Bundesländern nicht auf. Beide Parteien konnten ihr Ergebnis aber gegenüber der vorherigen Bundestagswahl verbessern. Von den reinen Zahlen her lässt sich zudem nicht schließen, dass ein CSU-Kandidat bei den CDU-Anhängern nicht zieht: Merkel holte bei drei ihrer vier Wahlsiege für die CDU weniger Prozente als Stoiber 2002. 

Allerdings sind sich die Analysen der Stoiber-Wahl 2002 einig, dass mehr für den CSU-Mann drin gewesen wäre – sein Zaudern und seine Nüchternheit gegenüber dem emotionalen Schröder verhinderten dies. Der Polarisierer Strauß und der Zauderer Stoiber scheiterten damit womöglich zu einem guten Teil an sich selbst. Vor allem scheiterten sie aber an SPD-Bundeskanzlern mit guten Beliebtheitswerten. 

Dies könnte das entscheidende Argument für Söder werden, es doch zu probieren – es gibt nach dem Rückzug Merkels aufs Altenteil keine Konkurrenz im Kanzleramt.

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