Die von der IG Metall angestoßene Debatte über eine Vier-Tage-Woche zur Verhinderung von massiven Stellenstreichungen hält an. DIW-Chef Marcel Fratzscher sagte der „Passauer Neuen Presse“, die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen, sei ein kluger Vorschlag – allerdings in der Corona-Krise ohne Lohnausgleich. Der CDU-Wirtschaftsrat wandte sich generell gegen verkürzte Arbeitszeiten.
Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), sagte der Zeitung: „Gegen eine Vier-Tage-Woche, gegen flexible Arbeitszeiten, ist erst einmal nichts einzuwenden, wenn das die Arbeitgeber und Arbeitnehmer so wollen.“ Entscheidend sei aber „immer“ die Frage des Lohnausgleichs. Denn ein Lohnausgleich würde effektiv deutliche Lohnerhöhungen bedeuten und damit steigende Kosten für Unternehmen. Derzeit sei aber die gesamte deutsche Wirtschaft angeschlagen.
Steiger warnte: Wenn die Deutschen weniger arbeiteten und somit weniger produzierten und verkauften, schade das letztlich allen. „Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wäre es eine gefährliche Geisterfahrt, wenn nicht nur die Arbeitskräfte immer weniger werden, sondern diese auch noch immer weniger arbeiten.“ Generell sei Arbeitszeitverkürzung sicherlich nicht der richtige Weg.
Die Debatte angestoßen hatte am Wochenende IG-Metall-Chef Jörg Hofmann. Er schlug vor, in der kommenden Tarifrunde eine Vier-Tage-Woche als Option für die Betriebe zu vereinbaren, um einen Stellenabbau zu verhindern. Er sprach sich für einen „gewissen Lohnausgleich“ für die Beschäftigten aus – „damit es sich die Mitarbeiter leisten können“.
Bei den Arbeitgebern stieß der Vorschlag auf Kritik, da die deutsche Wirtschaft gerade einen „riesigen Produktivitätsschock“ erleide, wie der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, am Montag der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte. Eine Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich verschärfe diesen Schock noch.
DIW-Präsident Fratzscher geht davon aus, dass die Wirtschaft für die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise einen langen Atem braucht. „Es dürfte rund zwei Jahre dauern, bis wir wieder in einigermaßen normales Fahrwasser zurückfinden“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Dabei sei die deutsche Perspektive noch relativ günstig. Fratzschers große Sorge gilt der Weltwirtschaft. Deutschland sei wegen seiner offenen Wirtschaft an dieser Flanke verwundbar.