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Lustige Videoclips – und Zensur: Chinesische App Tiktok soll in den USA verboten werden

Lustige Videoclips – und Zensur: Chinesische App Tiktok soll in den USA verboten werden

Die App "TikTok" ist derzeit äußerst angesagt - Denys Prykhodov/shutterstock.com

Für hunderte Millionen Jugendliche auf der ganzen Welt gehört die Videoplattform Tiktok zu ihrem digitalen Alltag. In den USA kündigte Präsident Donald Trump nun ein Verbot der von einem chinesischen Unternehmen betriebene App an. Zensur, mangelnder Daten- und Kinderschutz – die Vorwürfe gegen die App hatten sich zuletzt gehäuft.

Weltweit hat Tiktok knapp eine Milliarde Anhänger und ist damit auf mehr Smartphones zu finden als die App des Fotonetzwerks Instagram. Die mehrheitlich jugendlichen Nutzer erstellen, teilen und schauen mit der App 15 bis 60 Sekunden lange Videos. In den Clips wird getanzt, es finden sich Parodien, Sketche und viele Schönheitstipps.

International negativ in die Schlagzeilen geriet Tiktok im vergangenen Jahr, als das Video einer 17-Jährigen aus den USA gelöscht wurde. Sie hatte darin versteckt in einer harmlos wirkenden Schminkanleitung die Verfolgung muslimischer Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang angeprangert. Tiktok bestritt, dass der Clip wegen seines Inhalts entfernt worden sei und sprach von einem „menschlichen Fehler“.

Auch wurde Tiktok vorgeworfen, zur Verbreitung von Kinderpornographie beizutragen. In Bangladesh kann die App deshalb nicht mehr genutzt werden. In den USA musste das Unternehmen eine hohe Geldstrafe zahlen, weil die App gegen die Datenschutzrichtlinien für Kinder verstieß.

Das angekündigte Verbot in den USA ist für Tiktok nun der zweite schwere Schlag innerhalb weniger Wochen. Ende Juni hatte Indien die App nach tödlichen Zusammenstößen seines Militärs mit der chinesischen Armee im Himalaya-Gebirge zusammen mit dutzenden weiteren chinesischen Diensten verboten. Indien war mit rund 120 Millionen Nutzern der größte Markt der Videoplattform.

Die Regierung in Neu Dehli verwies auf Sicherheitsbedenken, zuvor war Tiktok aber auch in Indien Zensur vorgeworfen worden. So wurden die Konten von vier der größten indischen Tiktok-Stars gesperrt, nachdem sie in ihren Videos den Lynchmord eines muslimischen Jugendlichen durch einen hinduistischen Mob kritisiert hatten.

Experten stufen das Sicherheitsrisiko durch die Nutzung von Tiktok zwar als gering ein. Dass sich das Unternehmen dem Druck Chinas beugen und Zensur anwenden könnte, sei aber durchaus denkbar, sagt etwa der James Lewis vom US-Center for Strategic and International Studies.

Hinter TikTok steht das chinesische Unternehmen ByteDance. Die Videoplattform entstand 2017 durch die Zusammenlegung mit der Mitsing-App Musical.ly. ByteDance gehört dem 36-jährigen Tech-Unternehmer Zhang Yiming, der laut dem Hurun-Report mit einem Vermögen von 13,5 Milliarden Dollar (11,4 Milliarden Euro) zu den derzeit 20 reichsten Chinesen zählt. 

In China heißt die App Douyin und wird vielfach von Influencern zur Vermarktung genutzt. Für Douyin beschäftigt ByteDance tausende Zensoren.

Medienberichte am Freitag hatten noch nahegelegt, Trump könnte eine Ausgliederung Tiktoks von ByteDance fordern. Angeblich war Microsoft für eine Übernahme des Dienstes, dessen Wert im zweistelligen Milliardenbereich angesiedelt wurde, im Gespräch. Auch wenn zunächst unklar blieb, wie das nun angekündigte Verbot von Tiktok in den USA durchgesetzt werden soll, ist die Übernahme damit wohl vorerst vom Tisch.

Trump hat auch persönlich eine Rechnung mit der Videoplattform offen. Tiktok-Nutzer hatten nach eigenen Angaben im Juni den Wahlkampfauftritt des Präsidenten in Tulsa sabotiert, indem sie massenhaft Eintrittskarten reservierten und dann nicht kamen. Trumps Wahlkampfteam hatte damit geprahlt, eine Million Kartenanfragen erhalten zu haben – am Ende nahmen nur 6200 Menschen teil.

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