Den Schulen wird in der Corona-Pandemie ein schlechtes Zeugnis für die Digitalisierung ausgestellt. Nach einer am Montag vom Branchenverband Bitkom veröffentlichten Umfrage glauben die meisten Deutschen nicht, dass die Schulen im Fall eines neuen Lockdowns auf digitalen Unterricht vorbereitet wären. Angesichts des Bedarfs an digitalen Unterrichtsangeboten starteten die 16 Bundesländer unterdessen ein gemeinsames Bildungsportal.
Auf einer Skala von eins (sehr gut) bis sechs (ungenügend) bekommen die Schulen in der Bitkom-Umfrage in Sachen Digitalisierung lediglich die Note 4,3 und damit ein „ausreichend“. Eltern gehen mit den Bildungseinrichtungen sogar noch härter ins Gericht und bewerten deren Vorbereitung auf digitalen Unterricht nur mit „mangelhaft“ beziehungsweise 4,6.
Als größten Bremsklotz für die Digitalisierung der Schulen sehen fast drei Viertel (72 Prozent) der Befragten das föderale System. Die Mehrheit fordert deshalb auch eine größere Verantwortung des Bundes bei der Digitalisierung.
Nicht nur die technische Ausstattung der Schulen soll demnach vorangetrieben werden. 87 Prozent meinen zudem, Lehrer sollten sich regelmäßig zu digitalen Themen fortbilden, bei den Eltern sagen das sogar 96 Prozent. Zudem sollten Lehrpläne entsprechend angepasst (81 Prozent) und digitale Lerninhalte wie Lernapps oder interaktive Arbeitsmaterialien im Unterricht genutzt werden (67 Prozent).
Befragt wurden 1003 Menschen ab 16 Jahren, darunter 269 Eltern schulpflichtiger Kinder. „Bei vielen Bürgern wurde massiv Vertrauen verspielt, weil Unterricht zu oft ersatzlos gestrichen wurde und viele Schulen nicht in der Lage waren, die ihnen anvertrauten Schüler auch nur ansatzweise zu betreuen“, erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg. Er forderte, die Digitalisierung der Schulen „von null auf hundert zu beschleunigen und das von jetzt auf gleich“.
Der Bundeselternrat forderte eine verpflichtende Weiterbildung für Lehrkräfte im Bereich Digitalisierung und klare Vorgaben der Kultusminister. Das Thema Digitalisierung müsse außerdem stärker in die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern integriert werden, sagte der Vorsitzende des Bundeselternrats, Stephan Wassmuth, im Südwestrundfunk.
Das nun von den Ländern freigeschaltete Onlineportal Mundo stellt allen pädagogischen Fachkräften, Schülern und Eltern mit dem neuen Schuljahr kostenlos geprüfte Unterrichtsmedien zur Verfügung, wie die Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin mitteilte. Das Bildungsportal soll kontinuierlich ausgebaut und um neue Lerninhalte ergänzt werden.
Es können beispielsweise Videos, Audiodateien oder Arbeitsblätter heruntergeladen werden. Unter anderem steuern öffentlich-rechtliche Sender dazu audiovisuelle Medien bei.
Über die Austauschplattform Sodix sollen die Länder, Rundfunkanstalten, Lehrkräfte und andere Anbieter zudem Lerninhalte austauschen, die die Länder dann auch in ihre eigenen Landesportale integrieren können. Die KMK-Präidentin und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) sprach von einem „echten qualitativen und quantitativen Sprung für die Nutzung von Bildungsmedien in unseren Schulen“.