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Merkel ruft eindringlich zu Einschränkung von Kontakten auf

Bild: glomex

Die Zahl der Todesopfer der Corona-Pandemie in Deutschland hat die Schwelle von 10.000 Fällen überschritten, die Zahl der Neuinfektionen stieg auf einen neuen Höchststand. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief am Samstag angesichts der dramatischen Lage erneut eindringlich dazu auf, Kontakte einzuschränken. Auch wurden verstärkt Forderungen nach schärferen Abwehrmaßnahmen laut.

Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Morgen mitteilte, wurden bis Freitag insgesamt 10.003 Todesfälle verzeichnet. Dies waren 49 neue registrierte Todesfälle seit dem Vortag. Die Zahl der Neuinfektionen wurde mit 14.714 angegeben. Auch wenn darin einige Nachmeldungen des Vortages enthalten sind, bedeutet dies einen weiteren Rekordanstieg in den vergangenen beiden Tagen.

„Das Gebot der Stunde heißt für uns alle: Kontakte reduzieren, viel weniger Menschen treffen“, sagte Merkel in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. „Der vergleichsweise entspannte Sommer ist vorbei, jetzt stehen uns schwierige Monate bevor“, warnte die Kanzlerin. Alle müssten Begegnungen außerhalb der eigenen Familie eine Zeitlang deutlich verringern.

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) forderte, wegen der hohen Infektionszahlen zügig schärfere Gegenmaßnahmen ins Auge zu fassen. Die Länderchefs sollten bei ihrer am Freitag geplanten nächsten regulären Konferenz beraten, „ob weitere Schritte erforderlich sind“, sagte Schwesig der „Bild“-Zeitung.

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) drängte auf eine neue, bundesweite Verständigung, möglicherweise auch auf einen neuen Lockdown. „Tragt Maske, haltet Abstand und beachtet die Hygieneregeln“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) dem Portal watson.de besonders an jüngere Menschen gewandt.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) äußerte die Hoffnung, dass es bereits in den nächsten Wochen positive Nachrichten mit Blick auf einen Corona-Impfstoff geben könnte. Bis zu großflächigen Impfungen werde es danach allerdings noch Monate  Bis dahin aber müsse jeder einzelne dazu beitragen, „einen Kontrollverlust zu verhindern“, sagte Karliczek der „Passauer Neuen Presse“. Die Entwicklung der Infektionszahlen bezeichnete sie als „sehr besorgniserregend“.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) relativierte wegen der Corona-Lage die bisherige Einschätzung der Bundesregierung, das Wirtschaftswachstum werde im kommenden Jahr wieder 4,4 Prozent betragen. Dies gelte nur dann, wenn „es uns gelingt, die hohen Infektionszahlen wieder zu senken“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte aber der „Augsburger Allgemeinen“, er sehe das Land immer noch für die Krise „finanziell gut gerüstet“.

Die deutschen Krankenhäuser erwarten trotz der hohen Infektionszahlen vorerst noch keine Engpässe bei der Versorgung von Corona-Patienten. Derzeit gebe es mehr als 8000 freie Intensivbetten, wobei durch Verschieben nicht notwendiger Behandlungen weitere 10.000 Betten frei gemacht werden könnten, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, dem „Mannheimer Morgen“.

Vor allem im Süden und im Westen Deutschlands sowie in den Metropolen Berlin und Hamburg liegen die Infektionszahlen inzwischen fast flächendeckend über 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. In immer mehr Kommunen liegt dieser sogenannte Inzidenzwert sogar bereits über 100.

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