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Spahn: Dosen für Grippe-Impfung werden „nach und nach freigegeben“

Spahn: Dosen für Grippe-Impfung werden „nach und nach freigegeben“

Jens Spahn - Bild: Simone M. Neumann

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dem Eindruck entgegen getreten, dass es bei der angesichts der Corona-Pandemie besonders nachdrücklich empfohlenen Grippeschutzimpfung strukturelle Versorgungsengpässe mit Impfmitteln gebe. Die Dosen würden wie üblich „nach und nach freigegeben“, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin. „Daher kann es im Moment lokal und auch zeitlich zu Lieferengpässen kommen.“ Dies bedeute aber nicht, dass grundsätzliche Versorgungsengpässe existierten.

Spahn verwies darauf, dass der Bund erstmals zusätzliche Grippe-Impfstoffe bestellt habe und in diesem Jahr insgesamt 26 Millionen Dosen zur Verfügung gestellt würden – fast doppelt so viele wie in der vergangenen Grippesaison verbraucht worden seien. Im vergangenen Jahr seien vier bis sechs Millionen überzählige Dosen letztlich vernichtet worden.

Der Bundesgesundheitsminister wertete es vor diesem Hintergrund als „ein gutes Zeichen“, dass nunmehr erste Auslieferungen bereits verimpft worden seien. Auch sei es sinnvoll, sich erst im November impfen zu lassen. Noch nie seien bereits im Oktober alle Impfdosen ausgeliefert gewesen.

Einen Engpass bei der Versorgung mit Grippe-Impfstoff in Deutschland wollte auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nicht bestätigen. Die 26 Millionen zur Verfügung stehenden Impfdosen seien „bei Weitem noch nicht verbraucht“, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP.

Kinder- und Jugendärzte hatten zuvor ausdrücklich vor einem Mangel an Grippe-Impfstoffen in Deutschland gewarnt. Die von der Bundesregierung vorgesehene Menge von 26 Millionen Impfdosen reiche offenbar nicht einmal für alle Risikopatienten aus, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, der „Augsburger Allgemeinen“ vom Mittwoch. Bei dieser geplanten Menge werde von einer „nach wie vor niedrigen Impfrate“ ausgegangen.

Der Deutsche Hausärzteverband forderte derweil, der Grippe-Impfstoff müsse jetzt überall verfügbar sein. „Die Nachfrage ist in vielen Regionen, sicherlich auch aufgrund der medienwirksamen Aufrufe aus der Politik, sehr früh in diesem Jahr sehr hoch“, erklärte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt. „Das gibt eigentlich Anlass zur Freude. Allerdings sind in einigen Hausarztpraxen die ersten Impfdosen bereits verimpft und die Kolleginnen und Kollegen suchen händeringend Nachschub.“

„Ich appelliere daher an die Politik: Es muss dringend sichergestellt werden, dass jetzt überall genügend Impfdosen vorhanden sind und es nicht zu längeren Verzögerungen kommt“, erklärte Weigeldt weiter. „Es darf nicht sein, dass einerseits zum Impfen aufgerufen wird, dann aber die Impfstoffe nicht nachkommen.“

„Dass es bereits Mitte Oktober zu ersten regionalen Engpässen kommt, ist gerade in diesem Jahr problematisch“, mahnte Weigeldt. „Viele Patientinnen und Patienten sind durch die Pandemie zu Recht verunsichert – wenn es dann in der Praxis oder Apotheke heißt, dass es aktuell keinen Impfstoff mehr gibt, sorgt das für Verunsicherung und Unmut.“

Spahn wiederum erneuerte den Appell an Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen, sich gegen Influenza impfen zu lassen. „Die kalte Jahreszeit macht es nicht nur dem Coronavirus leichter, von Mensch zu Mensch zu springen, sondern auch dem Grippevirus.“ Es müsse „unbedingt“ vermieden werden, dass durch das parallele Auftreten von Influenza und Covid-19 das Gesundheitssystem an seine Grenzen stoße.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, erinnerte daran, dass die saisonale Grippe „eine der häufigsten Infektionskrankheiten überhaupt“ sei. Die Dauer der jährlichen Grippewelle betrage drei bis vier Monate, ihr Höhepunkt werde meist Ende Februar und Anfang März registriert. Dabei sei die Stärke der Grippewelle nicht vorhersagbar.

So sei die Influenzawelle 2013/14 sehr mild verlaufen, während 2017/18 die schwerste Grippewelle seit 20 Jahren registriert worden sei. Damals seien rund 60.000 Menschen mit Grippe in Kliniken behandelt worden, rund 25.000 Influenza-Patienten seien seinerzeit gestorben. Wie Spahn rief Wieler dazu auf, die auch gegen Grippe wirksamen Corona-Vorkehrungen wie Abstand, Hygiene, Maskentragen und Lüften zu beachten.

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