Forschungsinstitute halten es durch ein Umsteuern in verschiedenen Bereichen für „machbar und technisch umsetzbar“, dass Deutschland bis zum Jahr 2050 klimaneutral wird. Die am Donnerstag vorgestellte Studie des Öko-Instituts, des Wuppertal-Instituts und des Unternehmens Prognos kommt zudem zu dem Schluss, dass bereits bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgase um 65 Prozent möglich ist. Die Forscher untersuchten dabei die notwendigen Maßnahmen in verschiedenen Bereichen, für entscheidend halten sie vor allem den Energiesektor.
Ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen entfiel den Angaben zufolge im Jahr 2018 auf die Energiewirtschaft. Mit der Beendigung der Kohleverstromung im Jahr 2030, einem ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor auf rund 70 Prozent des Bruttostrombedarfs, dem Ausbau von erneuerbaren Energien in den Wärmenetzen sowie einem Einstieg in die Wasserstoffnutzung in Gaskraftwerken könnten die Emissionen bis zum Jahr 2030 um etwa zwei Drittel gesenkt werden, erklärten die Institute. Die Energiewirtschaft leiste damit den mit Abstand größten Beitrag zur Emissionsreduktion in diesem Zeitraum.
Verbesserungsmöglichkeiten sehen die Institute auch in der Industrie, in der Landwirtschaft und bei der Gebäudesanierung. Im Verkehrssektor setzen sie unter anderem auf mehr Elektroautos.
Die Forscher heben zugleich hervor, dass sie bei den verschiedenen Szenarien „explizit nicht auf Verzicht als notwendige Voraussetzung für Klimaneutralität“ gesetzt hätten. So steige in der Studie die Pro-Kopf-Wohnfläche weiter und die Mobilität bleibe vollumfänglich erhalten. Die Untersuchung war im Auftrag von Agora Energiewende und der Stiftung Klimaneutralität erstellt worden.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter wertete die Studie als „Arbeitsauftrag“ an die Bundesregierung, beim Klimaschutz endlich nachzubessern. Die Untersuchung zeige, dass die Regierung in fast keinem Bereich auf Kurs sei – „weder beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, noch beim Kohleausstieg, der Verkehrswende, der Gebäudesanierung, dem Umbau der Industrie auf Klimaneutralität oder einer umweltverträglichen und klimafreundlichen Landwirtschaft“. Ohne ein wirksames und schnelles Umsteuern werde die Bundesregierung sogar ihre eigenen Klimaziele für 2030 oder 2050 „krachend verfehlen“.
Vor allem beim Ausbau der Erneuerbaren Energien müsse Deutschland vorankommen, erklärte Hofreiter. Dies sei die Basis dafür, „dass die Modernisierung Deutschlands gelingt und der Wirtschaftsstandort Deutschland auch zukünftig gesichert ist“.