Die Corona-Konjunkturpakete der meisten G20-Staaten drohen den Klimaschutz zu bremsen. Dies geht aus einem Bericht bervor, den die internationale Initiative Climate Transparency am Mittwoch vorstellte. 2019 sei in den 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländern (G20) erstmals ein leichter Rückgang der energiebedingten CO2-Emissionen feststellbar gewesen, ohne dass eine Wirtschaftskrise dafür verantwortlich war, heißt es in dem Bericht. Der Klimaschutz „trägt erste Früchte“.
Allerdings seien die Corona-Konjunkturpakete der meisten G20-Staaten so angelegt, dass sie den „dringend notwendigen“ Ausstieg aus fossilen Energien zu verzögern drohen, heißt es in dem Bericht. „Fossile Energien gehören in vielen Ländern zu den Profiteuren der Billionen-starken Konjunkturprogramme“, erklärte Jan Burck von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, einer der Autoren der Studie.
Jeweils zehn G20-Länder unterstützen dem Bericht zufolge mit ihren Konjunkturpaketen den heimischen Kohle- und/oder Gassektor, neun auch die Ölindustrie – direkt oder indirekt. 15 Länder haben ihre nationalen Fluggesellschaften unterstützt – davon hat nur Frankreich diese Hilfen an Klimaauflagen gebunden. Sieben Staaten stützen ihre Automobilindustrie – bis auf Frankreich und Deutschland ohne Klimavorgaben.
Nach Prognose des Reports werden die energiebedingten CO2-Emissionen in der G20 durch die Corona-Krise in diesem Jahr um 7,5 Prozent sinken, dürften aber im kommenden Jahr wahrscheinlich wieder deutlich steigen. Insgesamt sind die G20 für rund 75 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Die ersten Klimaschutz-Erfolge 2019 sind dem Bericht zufolge vor allem auf den „Boom“ bei den Erneuerbaren Energien zurückzuführen. Im Schnitt ist der Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion in den G20-Staaten in den vergangenen fünf Jahren laut Report um knapp ein Fünftel auf nun fast 28 Prozent gewachsen. In Deutschland stieg er auf knapp 43 Prozent – allerdings wurde der Zuwachs zuletzt gebremst durch einen massiven Einbruch beim Ausbau der Windenergie an Land.
Dennoch seien die G20-Staaten noch nicht auf Kurs für eine Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vorsieht. Dafür müsse der Ausstieg aus den fossilen Energien deutlich schneller erfolgen, schreiben die Autoren. „Deutschland ist hier schlechter als die Mehrheit der EU-Staaten: Der beschlossene Kohleausstieg erfolgt zu langsam und nicht stetig“, kritisierte Kai Bergmann, Experte für deutsche Klimapolitik bei Germanwatch.
Schlecht schneiden Deutschland und die G20 insgesamt laut dem Report im Verkehrssektor ab: Im Fünf-Jahres-Trend seien die Emissionen im Transportsektor in Deutschland erneut um 4,4 Prozent gestiegen. Während Japan, Frankreich, Großbritannien und Kanada sich bereits ehrgeizige Fristen für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor gesetzt haben, gebe es in Deutschland keinen ausreichenden Plan für einen klimafreundlichen Individualverkehr.
Die G20-Staaten seien damit noch nicht auf einem stabilen Weg zur Klimaneutralität bis 2050, erklären die Verfasser des Berichts. Doch die politische Ausgangslage habe sich verbessert: China, Japan, Südafrika und Südkorea hätten sich dem Ziel der CO2-Neutralität angeschlossen, die EU stehe kurz vor der Verschärfung ihrer Klimaziele für 2030 und der künftige US-Präsident Joe Biden habe ebenfalls Klimaneutralität bis 2050 zugesagt.
Climate Transparency ist eine internationale Partnerschaft aus 14 Forschungsorganisationen und Nichtregierungsoganisationen aus verschiedenen G20-Ländern.