Das Kopf-an-Kopf-Rennen um das Weiße Haus hat bei den Online-Netzwerken die höchste Alarmstufe ausgelöst: Twitter und Facebook markierten noch in der Wahlnacht nicht nur eine Botschaft von US-Präsident Donald Trump als „irreführend“, Experten fanden weitere massive Versuche der Wählertäuschung. Um eine Verbreitung von Falschinformationen wie bei der Präsidentschaftswahl 2016 einzudämmen, hatten die großen Plattformen wie Facebook, Twitter oder Youtube bereits vor der Wahl Maßnahmen gegen aufwiegelnde, manipulative und irreführende Botschaften ergriffen.
Während der Wahl hatten die Online-Netzwerke dann alle Hände voll zu tun: Wer bei Google zum Beispiel nach den wahlentscheidenden Schlüsselstaaten suchte, der bekam prominent einen Youtube-Kanal angezeigt, der eine gefälschte Live-Übertragung der Wahlergebnisse zeigte. Zwar entfernte Youtube das Video nach einiger Zeit, trotzdem wurden „Tausende von Menschen möglicherweise getäuscht“, erklärte die Forschungsgruppe Election Integrity Partnership.
Auf Facebook tauschten sich Nutzer in verschiedenen Gruppen darüber aus, wie sie in Wahllokalen „Linksliberale abschrecken“ könnten, indem sie dort trotz der Corona-Pandemie keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, erklärten die Beobachter von Media Matters.
Die gemeinnützige Gruppe Avaaz erklärte, sie behalte auf Facebook auch Fehlinformationen in spanischer Sprache im Auge. Demnach gab es Beiträge über die Perspektiven eines Staatsstreichs oder Bürgerkriegs nach der Wahl.
Der Hashtag „stopthesteal“ (Stoppe den Diebstahl) wurde laut Media Matters von Nutzern in den Online-Netzwerken unter Beiträge gesetzt, die darauf abzielten, den Wahlprozess in Zweifel zu ziehen.
Auf die Erklärung von Trump, in der er seinen vorzeitigen Sieg ausrief, reagierte Facebook sofort: „Sobald Präsident Trump anfing, den Sieg vorzeitig zu erklären, haben wir auf Facebook und Instagram Mitteilungen gepostet, dass die Stimmenauszählung im Gange sei und es noch keinen Sieger gebe“, erklärte das in Kalifornien ansässige Unternehmen, zu der auch die Plattform Instagram gehört.
Facebook betonte abermals, dass es Warnhinweise über alle Beiträge setzen würde, die einen vorzeitigen Sieg einer der beiden Präsidentschaftskandidaten verkünden würden.
Twitter und Facebook hatten bereits in den vergangenen Monaten mehrfach Beiträge Trumps als irreführend oder gewaltverherrlichend eingestuft und mit Warnhinweisen versehen. Trump hatte unter anderem immer wieder versucht, Stimmung gegen die Briefwahl zu machen und behauptet, er solle durch massiven Wahlbetrug um den Sieg gebracht werden.