Der umstrittene Chefberater von Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, Dominic Cummings, will seinen Posten laut einem Medienbericht noch in diesem Jahr aufgeben. Die BBC berichtete am späten Donnerstagabend unter Berufung auf ein Regierungsmitglied, Cummings werde die Downing Street noch vor Weihnachten verlassen.
Cummings selbst sagte dem Sender, Gerüchte, er habe mit seinem Rücktritt gedroht, seien „erfunden“. Allerdings sagte er auch, an seiner im Januar formulierten Haltung, dass er sich binnen eines Jahres „überflüssig“ machen wolle, habe sich nichts geändert.
Cummings gilt als einer der Architekten von Johnsons Brexit-Kampagne des Jahres 2016. Sollten die Berichte über seinen bevorstehenden Rücktritt stimmen, fiele dieser mit dem Ende der Übergangsphase nach dem britischen EU-Austritt zusammen. Am 1. Januar wird auch der Austritt Großbritanniens aus dem EU-Binnenmarkt rechtskräftig.
Verkehrsminister Grant Shapps sagte dem Sender Sky News zu den Berichten, Cummings werde „vermisst werden“. Andererseits beginne für Großbritannien bald „eine neue Phase“.
Cummings sorgte mit seinem konfrontativen Politik-Stil immer wieder für Kontroversen. Empört reagierten Öffentlichkeit und Opposition, als der Spitzenberater im Mai inmitten des Corona-Lockdowns quer durch England reiste – während er selbst Covid-19-Symptome zeigte.
Kritiker hatten bereits damals Cummings‘ Rücktritt gefordert, was dieser jedoch ablehnte. Medienberichten zufolge soll es auch im Kabinett immer wieder erheblichen Streit über Cummings‘ Rolle gegeben haben.
Die Nachricht von Cummings‘ bevorstehendem Rückzug sickerte nur einen Tag nach der Rücktrittsankündigung von Johnsons Kommunikationsdirektor Lee Cain durch, der seinen Posten Ende des Jahres abgibt.
Cain gilt als enger Vertrauter von Cummings und war ebenfalls an der Kampagne für den Brexit beteiligt. Vor seiner Rücktrittsankündigung war Cain als neuer Stabschef von Johnson gehandelt worden.