Deutschland hat sich im internationalen Vergleich der Klimaschutzbemühungen leicht verbessert. Das ist das Ergebnis des am Montag kurz vor dem EU-Gipfel vorgestellten Klimaschutz-Index der Organisation Germanwatch und des NewClimate Institute. Deutschland steht demnach im oberen Mittelfeld auf Rang 19 im Vergleich der 58 emissionsstärksten Staaten. „Zum leicht verbesserten Abschneiden Deutschlands tragen auch gute Noten für die internationale Klimapolitik bei – zum Beispiel im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft bisher“, erklärte Jan Burck von Germanwatch.
„Trotz nur mittelmäßiger Noten für die nationale Klimapolitik schafft es Deutschland deshalb in der Kategorie Klimapolitik in den Bereich ‚gut'“, fügte Burck hinzu. Problemfelder seien aber nach wie vor ein für die Umsetzung der Pariser Klimaziele deutlich zu schwaches Ziel für erneuerbare Energien, viel zu wenig Fortschritt im Verkehrssektor sowie ein noch immer hoher Energieverbrauch und auch hohe Emissionen pro Einwohner. Deshalb reiche es in den übrigen Kategorien nur für die Bewertung „mittelmäßig“, erklärte Burck.
Insgesamt sei noch immer kein Land auf einem Pfad zu den Pariser Klimazielen, teilten die Organisationen mit. Daher bleiben die ersten drei Plätze im Index unbesetzt. Spitzenreiter bleibt im vierten Jahr in Folge Schweden (Platz 4, Kategorie „gut“). Das Land setze Maßstäbe in den Bereichen CO2-Emissionen, erneuerbare Energien und Klimapolitik, nur der sehr hohe Energieverbrauch pro Einwohner verhindere eine noch bessere Bewertung, heißt es in dem Bericht.
Global scheine „ein Wendepunkt zum Greifen nah“, schreiben die Autoren. Demnach könnte bei den weltweiten Emissionen der Höhepunkt erreicht sein. Der Index bezieht sich auf die CO2-Emissionen vor der Corona-Pandemie. Diese stiegen demnach insgesamt nur leicht an, in mehr als der Hälfte der betrachteten Staaten sanken sie (32). In zwei Drittel der Länder (38) werden mehr als zehn Prozent der benötigten Energie aus Erneuerbaren Energien gewonnen – in zwölf davon sogar mehr als 20 Prozent.
„Umso wichtiger ist es jetzt, dass die weltweiten Konjunkturpakete nicht nur die Wiederbelebung der Wirtschaft unterstützen, sondern auch auf eine CO2-freie Wirtschaft vorbereiten“, erklärte Niklas Höhne vom NewClimate Institute.
Die EU, die skandinavischen Staaten und Aufsteiger Portugal schneiden im internationalen Vergleich gut ab. In der Gesamtwertung konnte sich die EU demnach um sechs Plätze auf Rang 16 verbessern, allerdings fast ausschließlich aufgrund einer von den Autoren besser bewerteten Klimapolitik. „In der Platzierung stecken also ein paar Vorschuss-Lorbeeren“, erläuterte Burck. „Sollte die EU beim Klimaziel für 2030 oder bei der Umsetzung des Green Deal nun doch enttäuschen, wäre ein Absturz im kommenden Jahr sicher.“ Die EU-Staaten Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien und Zypern seien hingegen „Ausreißer nach unten“, heißt es in dem Bericht.
Als „desaströs“ bezeichnen die Autoren das erneut schlechte Abschneiden der USA: Im vergangenen Jahr liegen sie zum zweiten Mal in Folge noch hinter Saudi-Arabien am Ranking-Ende. Als einziges Land neben Australien und Algerien erhielten sie sowohl bei der nationalen als auch der internationalen Politik die schlechteste Bewertung „sehr schwach“.
Der globale Klimaschutz-Index erscheint seit 2005 jährlich. Er vergleicht den Klimaschutz in den 57 emissionsstärksten Ländern und der EU, die für insgesamt 90 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind.