Mehr als elf Jahre nach einem Zugunglück in der Toskana mit 32 Toten hat Italiens oberstes Gericht eine siebenjährige Haftstrafe gegen den ehemaligen Chef der italienischen Bahn aufgehoben. Die Richter entschieden, dass die Anklagen wegen fahrlässiger Tötung gegen Mauro Moretti sowie gegen den ehemaligen Chef des Netzbetreibers der Bahn, Michele Mario Elia, verjährt seien. Der Fall muss nun erneut vor einem Berufungsgericht verhandelt werden.
Der neue Prozess soll sich auf den Vorwurf der Fahrlässigkeit konzentrieren. Moretti wird unter anderem für die marode Infrastruktur und das Fehlen von Systemen zur Risikovermeidung verantwortlich gemacht. Neben ihm wurden 30 weitere Mitarbeiter der staatlichen Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato Italiane (FS) vor Gericht gestellt, darunter mehrere Führungskräfte.
Moretti, der später als Chef des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo arbeitete, wurde 2017 wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Elia, der für die Bahn-Tochtergesellschaft Rete Ferroviaria Italiana (RFI) arbeitete, erhielt ursprünglich eine Haftstrafe von sieben Jahren und sechs Monaten, die später auf sechs Jahre reduziert wurde.
In der toskanischen Stadt Viareggio war am 29. Juni 2009 ein mit Flüssiggas gefüllter Kesselwagen entgleist, als der Zug den Bahnhof verließ. Bei der darauffolgenden Explosion wurde die gesamte Umgebung verwüstet, 32 Menschen starben. Die Wucht der Explosion brachte zwei kleine Wohnblocks zum Einsturz, in denen viele der Opfer lebten.