Intensivmediziner sehen in Deutschland weiterhin keine Alternative zum Corona-Lockdown. Die Lage auf den Intensivstationen sei trotz eines Rückgangs der Zahl der Patienten mit einem schweren Covid-19-Verlauf weiterhin ernst, warnte die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) am Montag in München.
„Natürlich können wir den Lockdown nicht unendlich fortsetzen“, erklärte Verbandspräsident Gernot Marx. Es sei aber zwingend erforderlich, die derzeit geltenden strengen Corona-Maßnahmen auch über Mitte Februar hinaus zu verlängern. „Anfang März sollten wir dann wieder in die Diskussion einsteigen“, erklärte Marx.
Am Mittwoch wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderregierungschefs auf einem weiteren Gipfel über die Entwicklung der Coronalage und die Gegenmaßnahmen beraten. Der derzeitige harte Corona-Lockdown ist vorerst bis zum 14. Februar befristet. Die Infektionszahlen gehen zwar seit einigen Wochen zurück, allerdings ist die Furcht vor einer Ausbreitung hochansteckender Virusvarianten in Deutschland groß.
Marx geht davon aus, dass die Lage bis Ostern sehr ernst bleibe. „Wenn sich der Rückgang der Corona-Patienten auf den Intensivstationen seit Jahresbeginn in diesem Tempo fortsetzt, wird es April oder Mai, bis die Situation als entspannt gelten kann.“ Dies sei nur ohne einen neuen Neuanstieg der Infektionszahlen realistisch.
Derzeit werden knapp 4000 Patienten mit einer Sars-CoV-2-Infektion auf den Intensivstationen der Krankenhäuser behandelt. Zum Höhepunkt am 3. Januar waren es Divi zufolge 5745 Patienten. Derzeit seien es aber „immer noch tausend Patienten mehr als zum Hochpunkt der ersten Welle im April“, erklärte Marx. „Ärzte und Pflegekräfte auf den Intensivstationen sind wirklich erschöpft – und wir rechnen mit einer dritten Welle, ohne die zweite schon hinter uns zu haben.“
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wies am Montag darauf hin, dass es zwar weniger Intensivpatienten gebe, dass es aber „heute immer noch mehr“ seien als beim Höchststand im vergangenen Frühjahr. Es gehe darum, das Gesundheitswesen in eine weniger belastende Situation zu bringen. Das sei man den Beschäftigten im Pflege- und medizinischen Bereich schuldig.