Das seit Monaten von Protesten gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko erschütterte Belarus darf nicht am diesjährigen Eurovision Song Contest in den Niederlanden teilnehmen. Das Land werde bei dem Musik-Wettbewerb im Mai „leider nicht teilnehmen“, teilte die Organisatorin des ESC, die Europäische Rundfunkunion (EBU), am späten Freitagabend mit. Minsk verurteilte den Ausschluss als „politisch motiviert“.
Die EBU entschied am Freitag, den von Belarus eingereichten Wettbewerbsbeitrag nicht zuzulassen. Es handelte sich bereits um die zweite Bewerbung des Landes, nachdem ein erster eingereichter Beitrag ebenfalls abgelehnt worden war. „Die zweite Bewerbung verstieß ebenfalls gegen die Wettbewerbsregeln, die sicherstellen sollen, dass der Contest nicht instrumentalisiert oder in Verruf gebracht wird“, erklärte die EBU auf ihrer Website. Genauere Angaben machte sie nicht.
Die belarussische Rundfunkbehörde hatte die Band Galasy Smesta ins ESC-Rennen schicken wollen. Dies hatte heftigen Protest in der Oppositionsbewegung ausgelöst. Der Song, den die Band zunächst bei dem Wettbewerb präsentieren wollte, enthält Zeilen wie: „Ich werde dir beibringen, dich der Linie unterzuordnen.“
Der zweite Song, mit dem sich die Band für den ESC bewarb, schien auf den ersten Blick weniger politisch zu sein. Der Frontmann der Band betonte am Samstagmorgen gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Nowosti jedoch, dass die Bedeutung des Liedes über ein Kaninchen, Hühner und einen Fuchs „sehr offensichtlich“ sei. Zuvor hatte das belarussische Auswahlkomitee für den ESC erklärt, die Tatsache, dass „Europa Angst davor hat, einen Song auf der Bühne über Kaninchen zu erlauben“, sei eine „absolute Schande“.
In Belarus gibt es seit der von massiven Betrugsvorwürfen begleiteten Präsidentschaftswahl im vergangenen August Proteste gegen Lukaschenko. Nachdem in den ersten Monaten nach der Wahl wöchentlich zehntausende Menschen auf die Straße gegangen waren, schwächte sich der Protest zuletzt ab. Hintergrund war auch das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten. Mehrere Protest-Teilnehmer wurden getötet, hunderte weitere wurden zu teils langen Haftstrafen verurteilt.
Der ESC soll in am 22. Mai in Rotterdam stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie war der Wettbewerb im vergangenen Jahr verschoben worden.