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Forscher: Dürren in Deutschland könnten extremer werden

Forscher: Dürren in Deutschland könnten extremer werden

Symbolbild: Dürre

Dürren könnten in Deutschland künftig noch extremer ausfallen, als dies im Jahr 2018 in Teilen des Landes der Fall war. Eine Analyse von Klimadaten des vergangenen Jahrtausends zeige, dass für eine Megadürre mehrere Faktoren nötig seien, erklärte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven am Freitag unter Berufung auf eine Studie von Forschern unter seiner Leitung. Neben steigenden Temperaturen seien dies die Sonneneinstrahlung sowie bestimmte Wetterlagen und Strömungsverhältnisse im Nordatlantik, wie sie für die Zukunft prognostiziert würden.

Trotz teils üppiger Niederschläge in diesem Winter hätten sich vielerorts in Deutschland die Böden noch nicht von den drei letzten trockenen Jahren erholt, worunter der Wald und andere Vegetation litten, erklärte das AWI zur Publikation der Studie im Fachmagazin „Communications Earth & Environment“. Es sei spekuliert worden, dass das Jahr 2018 das trockenste in der modernen Geschichte gewesen sei.

Ein Blick in die Klimadaten des vergangenen Jahrtausends belege jedoch, dass das Jahr ebenso wie die sehr trocknen Jahre 2003 und 2015 innerhalb der Grenzen der natürlichen Variabilität gelegen habe, teilte das AWI mit. Extreme Dürreperioden gab es demnach zwischen den Jahren 1400 und 1480 sowie zwischen 1770 und 1840. Diese betrafen damals aber ganz andere Landschaften mit einem wesentlich höheren Anteil an natürlichen Mischwäldern, Flussläufen und Feuchtgebieten.

„Wir müssen uns darauf einstellen, dass es im Zuge des Klimawandels in Deutschland zukünftig zu Extremdürren kommen kann, die in der modernen Land- und Forstwirtschaft enorme Schäden anrichten“, erklärte AWI-Forscherin Monica Ionita-Scholz. Sie analysierte mit ihrem Team historische Datensätze des vergangenen Jahrtausends, um Dürren zu rekonstruieren.

„Wir haben in unserer Studie erstmals versucht, die treibenden Faktoren für Dürren in Mitteleuropa im letzten Jahrtausend zu identifizieren“, erklärte die Klimawissenschaftlerin. Dabei nutzten die Forscher etwa historische Aufzeichnungen von Temperatur und Niederschlag sowie Wasserständen von Flüssen und analysierten Strömungen im Nordatlantik und Luftdruckmuster.

Das Ergebnis war, dass es in Mitteleuropa immer Megadürren gab, wenn mehrere Faktoren zusammentrafen. Die extremen Dürreperioden im letzten Jahrtausend seien geprägt gewesen von einer schwachen oder negativen Phase der atlantischen Multidekaden-Oszillation, geringer Sonneneinstrahlung und häufig auftretenden stabilen Luftdrucksystemen über dem Nordatlantik und der Nordsee.

Derzeit konzentrierten sich Dürreprognosen auf die steigenden Temperaturen im Zuge der vom Menschen gemachten Klimaerwärmung – verbunden mit Trockenheit durch Verdunstung, erklärte Ionita-Scholz. „Wir müssen jedoch unbedingt auch weitere natürliche und menschgemachte Faktoren mit in unsere Kalkulationen einbeziehen, wenn wir uns auf die Zukunft vorbereiten wollen.“

Die Wissenschaft geht nach AWI-Angaben davon aus, dass sich die nordatlantische Ozeanzirkulation abschwächen wird. Komme dann eine Phase geringer Sonnenaktivität durch die natürliche Variabilität hinzu, könne dies ausgeprägte, Dekaden andauernde Megadürren wie im vergangenen Jahrtausend bewirken – „eine enorme Herausforderung für Gesellschaft und Politik“.

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