Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dringt vor dem neuen Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Mittwoch auf Öffnungsschritte im innerdeutschen Tourismus und im Einzelhandel. Er halte eine „generelle Absage“ des Osterurlaubs zum jetzigen Zeitpunkt für schlichtweg falsch, sagte Günther am Dienstag in Kiel vor Journalisten. Gastronomie und Hotels seien gut in der Lage, angemessene Schutzkonzepte umzusetzen.
Der Regierungschef verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf den Einsatz von Coronatests. Auch die Kontaktnachverfolgung sei bei den Gästen von Beherbergungsbetrieben gut möglich. Es gehe um ein „Zeichen des Zutrauens“ an die notleidende Branche.
Günther äußerte sich zugleich skeptisch über die Chancen eines solchen Vorstoßes. Es gebe „Zurückhaltung“ in anderen Ländern bei diesem Thema, sagte er. Er sei deshalb „maximal“ auch bereit, die Entscheidung über touristische Angebote während der Ostertage noch einmal bis zur nächsten Bund-Länder-Konferenz zu vertagen.
Zudem forderte Günther weitere Öffnungsschritte im Einzelhandel vor dem Erreichen eines Inzidenzwerts von 35. Ein Inzidenzwert von 35 sei nach einhelliger Auffassung von Fachleuten für die Kontrolle des Geschehens nicht notwendig, sagte er. Dazu zähle auch das Robert-Koch-Institut. Auch bei Werten zwischen 35 und 50 werde das Gesundheitssystems nicht überlastet, dazu kämen darüber hinaus noch Impffortschritte sowie neue Teststrategien.
Vor diesem Hintergrund sei es nicht mehr vermittelbar, weiter an der 35 als politisch definierter Zielmarke festzuhalten. Wenn die 35er-Inzidenz dennoch Maßstab bleibe, dann „ist die Befürchtung da, dass wir in Wahrheit über Öffnungsschritte in den nächsten Monaten kaum sprechen können“, fügte Günther an. Die vergangenen Wochen hätten gezeigt, dass auch „schärfste Maßnahmen“ die Werte kaum unter die Schwelle von 50 Neuinfektionen drücken könnten.