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Vor Start von kostenlosen Schnelltests hält Kritik an Bundesregierung an

Vor Start von kostenlosen Schnelltests hält Kritik an Bundesregierung an

Corona-Schnelltest - Bild: Okrasiuk via Twenty20

Vor dem Start der kostenlosen Corona-Schnelltest für alle Bürger stehen die Teststrategie der Bundesregierung und vor allem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) weiter in der Kritik. CSU-Generalsekretär Markus Blume kritisierte in der „Welt“ vom Samstag mit Blick auf die Schnelltests, es sei „zu spät, zu langsam, zu wenig bestellt“ worden. Der Deutsche Hausärzteverband hält es für illusorisch, dass der ab Montag geltende Anspruch aller Bürger auf kostenlose Corona-Schnelltests umgesetzt werden kann.

Ab Montag will der Bund für alle Bürger mindestens einmal pro Woche einen Schnelltests finanzieren. Getestet werden soll in örtlichen Testzentren, die weitgehend die Kommunen organisieren. Zudem sollen das Personal in Schulen und Kitas sowie Schülerinnen und Schüler in jeder Präsenzwoche mindestens einen kostenlosen Schnelltest erhalten.

Spahn hatte am Freitag gesagt, dass die Lager nach Herstellerangaben voll seien. Die Tests würden aber nicht überall gleich am Montag bereit stehen, weil diese auch ausgeliefert und die Anwendung organisiert werden müssten.

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) nahm hierbei auch die Länder in die Pflicht: „Es war nie verabredet, dass der Bund für die Länder Schnelltests bestellt“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Das ist die Aufgabe der Länder selbst“. 

Die rheinland-pfälzische Landesregierung kündigte unterdessen für Montag den Start von landesweit 300 Teststellen an, weitere 150 sollen folgen. In Berlin starten zunächst zwölf Teststellen, auch in Hamburg werden ab Montag eine Reihe von Testzentren, Apotheken und Hausärzte in die kostenlosen Testungen eingebunden.

CSU-Generalsekretär Blume legte am Sonntag mit einer Kritik an Spahn nach. „Man kann nicht die Verantwortung beim Testen auf die Länder schieben und sich selbst für komplett unzuständig erklären“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, hält die Planung zur Teststrategie für verfehlt. Die Ärzte könnten nicht eben mal einen Tag der offenen Tür für alle anbieten, die sich spontan testen lassen wollten. „Wir wissen nicht einmal ansatzweise, wann diese Schnelltests in welchem Umfang von wem geordert und zu wem geliefert werden sollen“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

FDP-Chef Christian Lindner warf der Regierung „Managementversagen“ bei Impfungen und Tests vor. Dies habe „zu Verzögerungen geführt, deren volkswirtschaftlicher Schaden in die Milliarden geht“, sagte er dem „Handelsblatt“. 

Als eine Ergänzung zu den Antigen-Schnelltests, die durch geschultes Personal vorgenommen werden müssen, soll es nun auch verstärkt Selbsttests für Laien geben. Zum Verkaufsstart von Corona-Selbsttests im Einzelhandel waren am Samstag bei den Discountern Aldi Nord und Aldi Süd die Tests vielerorts schnell ausverkauft.

Beim Discounter Lidl war der Onlineshop am Samstag unter der Nachfragelast zeitweilig nicht erreichbar. In dieser Woche wollen unter anderem die Drogerieketten dm und Rossmann mit dem Verkauf von Selbsttests starten. Auch Apotheken wollen die Selbsttests anbieten.

Mit Schnell- und Selbsttests wollen Bund und Länder die schrittweisen Öffnungen, unter anderem in der Gastronomie begleiten. Dass künftig die Wirte ihren Gästen einen Corona-Test anbieten müssen, lehnt der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga aber ab. „Nicht jeder Gastronom kann sich ein eigenes Testzelt vor den Eingang stellen, das ist gerade für kleinere Betriebe schlicht nicht leistbar“, sagte Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der „Bild am Sonntag“.

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