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Ein mysteriöses Wesen im All – Blob, ein gehirnloser Einzeller

Ein mysteriöses Wesen im All – Blob, ein gehirnloser Einzeller

Internationale Weltraumstation

Eine Falcon 9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ist am Freitag mit einer Raumkapsel zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. An Bord sind nicht nur vier Astronauten, sondern auch ein geheimnisvolles Wese: Der französische Astronaut Thomas Pesquet hat mehrere Exemplare des sogenannten Blob, eines gehirnlosen Einzellers mit erstaunlichen Fähigkeiten, mit im Gepäck, um ihr Verhalten in der Schwerelosigkeit zu erforschen.

Seinen Namen hat der Blob von dem Science-Fiction Horrorfilm „Blob – Schrecken ohne Namen“ von 1958, in dem ein außerirdisches Wesen die Erde heimsucht und Menschen verschlingt. Wissenschaftler nennen das sonderbare Wesen Physarum polycephalum oder „vielköpfiger Schleim“. Es besteht aus einer einzigen Zelle, mitunter mit mehreren Zellkernen, kann seine DNA reproduzieren und sich teilen.

Der Blob sieht aus wie ein gelber glibberiger Fleck, hat weder Augen, Gliedmaßen noch einen Magen. Er scheint reglos, doch in Wirklichkeit bewegt er sich mittels fingerartiger Ausstülpungen mit einer Geschwindigkeit von bis zu einem Zentimeter pro Stunde fort, wenn er sich auf die Suche nach Pilzsporen, Bakterien oder anderer Nahrung macht. Sein natürlicher Lebensraum sind verrottendes Laub und Baumstümpfe in feuchter, kühler Umgebung.

Eine 2016 veröffentliche Studie beschreibt, dass Blobs, obwohl sie kein zentrales Nervensystem besitzen, aus Erfahrung lernen und ihr Verhalten entsprechend ändern können. Im Labor hatten Wissenschaftler beobachtet, wie der Schleim sich über eine schmale Brücke einen neuen Weg zu seiner Nahrung suchte, nachdem sie ihm den gewohnten Weg mit einem Hindernis versperrt hatten.

Die Wachstumsgeschwindigkeit des Blobs ist beeindruckend: Unter idealen Bedingungen verdoppelt sich seine Größe innerhalb eines Tages. Im Labor wurden bis zu zehn Meter lange Exemplare gezüchtet. Der Blob ist außerdem extrem widerstandsfähig. Bei Gefahr versetzt er sich in einen Ruhezustand und trocknet aus. Nach Angaben des französischen Forschungsinstituts CNRS lässt sich der Blob sogar nach einigen Minuten in der Mikrowelle mit ein paar Tropfen Wasser wieder zum Leben erwecken.

Als der Pariser Zoo im Herbst 2019 den Blob zum ersten Mal ausstellte, pries er „überraschende Fähigkeiten“ des mysteriösen Wesens: „Obwohl er weder Mund, Magen noch Augen hat, kann er Nahrung aufspüren und sie aufnehmen. Schneidet man ihn entzwei, heilt sich der Blob selbst binnen zwei Minuten! Es gibt nicht zwei verschiedene Geschlechter, sondern etwa 720, so dass die Fortpflanzung kein Problem ist.“

Lange Zeit wurde der Blob den Pilzen zugerechnet. In den 90er Jahren wurde er dann in die Gruppe der Myxogastria oder Echten Schleimpilze einsortiert, unter Untergruppe der Einzeller-Familie Amoebozoa. Die meisten Exemplare sind gelb, aber es gibt sie auch in rot, weiß und rosa – und nun auch im Weltall.

yb/gt

© Agence France-Presse

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