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Schauspieler kritisieren in YouTube-Videos Corona-Politik

Schauspieler kritisieren in YouTube-Videos Corona-Politik

Deutschland - Bild: Mehaniq via Twenty20

Eine Aktion von mehr als 50 deutschen Schauspielerinnen und Schauspielern, darunter zahlreiche „Tatort“-Stars, gegen die Corona-Schutzmaßnahmen hat am Freitag harsche Kritik in den sozialen Netzwerken hervorgerufen. Unter dem Motto #allesdichtmachen posteten Prominente wie Meret Becker, Ulrich Tukur und Jan Josef Liefers am Donnerstagabend ironisch zugespitzte Videos auf Youtube und Instagram, in denen sie sich über Politik und Medien lustig machten. Nach Lob aus der AfD und von sogenannten Querdenkern distanzierten sich einige davon.

Liefers beispielsweise tat in seinem Video so, als würde er sich bei den Medien bedanken, die dafür sorgten, dass „der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben“. Ulrike Folkerts baute ein Wortspiel aus dem Meer, an das sie wieder fahren will, und „mehr Maßnahmen“. Wotan Wilke Möhring spielte mit dem Gegensatz von positiv und negativ und sagte etwa den Satz: „Wenn negativ positiv ist, dann geht es uns gar nicht schlecht, sondern gut.“

Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus. AfD-Fraktionschefin Alice Weidel sprach auf Twitter von einer „tollen Aktion, die hoffentlich zum Nachdenken anregt“. Die Linken-Abgeordnete Sahra Wagenknecht twitterte, es sei eine eine „klasse Playlist“. Der frühere Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, nannte die Aktion „großartig“, der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit twitterte, es handle sich ein „Meisterwerk“.

Zahlreiche andere Prominente kritisierten die Aktion dagegen deutlich. Elyas M’Barek etwa kommentierte das Video von Volker Bruch mit den Worten: „Come on, das ist doch Blödsinn.“ Hans-Jochen Wagner, ebenfalls „Tatort“-Kommissar, fragte Liefers: „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“ Die „Tatort“-Stars Nora Tschirner – „unfuckingfassbar“ – und Christian Ulmen – „heute bisschen für Kollegen schämen“ – zeigten sich ähnlich entsetzt. Moderator und Notfallsanitäter Tobias Schlegel twitterte:“ Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben.“

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußerte sich differenziert. Die Aussagen hätten ihn nicht überzeugt, twitterte er. „Trotzdem müssen wir alle mit Anschuldigungen und Beleidigungen abrüsten. Die Schauspieler machen auf ihre Probleme aufmerksam.“

Teilweise distanzierten sich die teilnehmenden Prominenten nach den ersten Reaktionen von der sogenannten Querdenkerszene. Becker lud ein weiteres Video auf Instagram hoch, in dem sie sagte: „Dass das instrumentalisiert wird von der rechten Seite, ist wirklich das Letzte, was ich wollte.“ Sie betonte: „Ich lasse mich impfen, ich trage Maske, ich halte Abstand – extrem.“ Liefers twitterte noch in der Nacht, er weise „eine da hinein orakelte, aufkeimende Nähe zu Querdenkern u.ä.“ glasklar zurück. Es gebe im aktuellen Spektrum des Bundestags auch keine Partei, der er ferner stehe als der AfD.

Heike Makatsch, die zunächst ebenfalls ein Video veröffentlicht hatte, zog es am Freitagmorgen wieder zurück. „Ich erkenne die Gefahr, die von der Corona-Pandemie ausgeht und will niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern und sie dadurch verletzen“, schrieb sie auf Instagram. Ken Duken postete in dem Netzwerk, dass er sich von rechtem Gedankengut distanziere und sich nicht über die Opfer oder ihre Angehörigen habe lustig machen wollen.

Die Bundesregierung habe die Aktion zur Kenntnis genommen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, er finde Kritik normal und in einer freiheitlichen Demokratie wünschenswert. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilte mit, sie verstehe die Nöte der Kreativen. Sie hätte sich aber von den an der Aktion beteiligten „deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten“.

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