Das Auswärtige Amt hat den Rückruf der marokkanischen Botschafterin aus Deutschland als „bedauerlich“ bezeichnet. „Das ist schon eher ungewöhnlich und aus unserer Sicht auch kein sehr geeignetes Verfahren, um eine diplomatische Krise auf diese Weise beizulegen“, sagte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Berlin. Die Bundesregierung habe die marokkanische Seite um Erklärung für dieses Vorgehen gebeten.
Die „Vorwürfe und auch die Wortwahl“ der marokkanischen Seite entbehrten jeder Grundlage, fügte sie hinzu. Die jüngste Entwicklung sei „besonders bedauerlich“, weil sich die Bundesregierung sehr um einen konstruktiven Dialog bemüht habe.
Marokko hatte am Donnerstag überraschend seine Botschafterin in Deutschland zu Konsultationen nach Rabat zurückgerufen. Das marokkanische Außenministerium begründete den Schritt mit „feindlichen Aktionen“ Deutschlands, mit denen es die Interessen Marokkos verletzt habe.
Hintergrund ist ein Konflikt um den Status der Westsahara. Im vergangenen Dezember hatte der damalige US-Präsident Donald Trump die Souveränität von Marokko über die Westsahara anerkannt, was von der Bundesregierung deutlich kritisiert worden war.
Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes betonte, die Haltung der Bundesregierung in der Westsahara-Frage bleibe „unverändert“. Nach deutscher Rechtsauffassung sei der Status der Westsahara ungeklärt und Gegenstand des Verhandlungsprozesses.
Das an der Atlantikküste im Nordwesten Afrikas gelegene Gebiet war bis 1975 spanische Kolonie und wurde dann größtenteils von Marokko besetzt und annektiert. Die Widerstandsbewegung Polisario-Front, die gegen die Besatzung kämpfte, rief 1976 mit Unterstützung Algeriens und Libyens die Demokratische Arabische Republik Sahara aus. Marokko will der Westsahara lediglich eine begrenzte Autonomie zubilligen, die Polisario-Front fordert dagegen ein Unabhängigkeitsreferendum.