Nach der erzwungenen Landung eines Ryanair-Flugzeugs in Minsk wird die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa den belarussischen Luftraum vorerst meiden. „Aufgrund der aktuell dynamischen Lage setzen wir die Operation im weißrussischen Luftraum vorerst aus“, teilte das Unternehmen am Montagabend mit.
Belarus hatte am Sonntag eine Maschine der irischen Fluggesellschaft Ryanair auf dem Weg von Athen nach Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung und mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Dort wurden der im Exil lebende Oppositionelle Protasewitsch und seine aus Russland stammende Freundin festgenommen.
Der EU-Gipfel in Brüssel beriet am Montagabend über Konsequenzen des Vorfalls. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte mögliche Sanktionen gegen Verantwortliche sowie ein Flugverbot für die staatliche belarussische Fluggesellschaft Belavia in europäischem Luftraum. Nach AFP-Informationen sieht ein vorläufiger Entwurf für die Gipfel-Erklärung auch den Aufruf an EU-Fluggesellschaften vor, belarussischen Luftraum nicht mehr zu überfliegen.
Litauen, wohin die Ryanair-Maschine am Sonntag unterwegs war, verbietet bereits ab Dienstag alle Starts und Landungen von Maschinen, die über belarussischen Luftraum fliegen. Die internationale Zivilluftfahrtgesellschaft ICAO berief für Donnerstag eine Dringlichkeitssitzung ein.
Ein Flugzeug der Lufthansa war am Montag im belarussischen Minsk nach einem Sicherheitshinweis durchsucht worden. Das Unternehmen teilte am Nachmittag mit, dass es für den Flug LH1487 nach Frankfurt (Main) während des Boardings einen Sicherheitshinweis an die lokalen Behörden gegeben habe. Diese hätten das Flugzeug erneut durchsucht und die Passagiere einem Sicherheitscheck unterzogen. Mit Verspätung sei der Flug dann gestartet.