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Tafeln melden in Corona-Pandemie vielerorts bis zu 20 Prozent mehr Kunden

Tafeln melden in Corona-Pandemie vielerorts bis zu 20 Prozent mehr Kunden

Tafel Schweinfurt - Bild: Lisa-Marie Kaspar

In der Corona-Pandemie ist die Zahl der auf Hilfe durch die Tafeln angewiesenen Menschen in Deutschland zuletzt in vielen Städten um bis zu 20 Prozent gestiegen. Das teilte der Dachverband der bundesweit beinahe tausend Tafeln am Dienstag in Berlin mit. Vor allem Hartz-IV-Bezieher und Menschen in Kurzarbeit suchten die Einrichtungen verstärkt auf.

Insgesamt meldeten rund 40 Prozent der Einrichtungen steigende Nutzerzahlen. „Wir sehen bei den Tafeln immer mehr Menschen, die durch die Pandemie in eine existenzielle Notlage geraten sind“, erklärte Verbandschef Jochen Brühl. Seit dem vergangenen Herbst habe sich die Situation vieler Betroffener weiter zugespitzt, da Ersparnisse aufgebraucht seien sowie ganze Branchen „lahmliegen“.

Weitere etwa 40 Prozent der Tafeln meldeten eine gleichbleibende Zahl von Kunden, berichteten zugleich aber von einer veränderten Zusammensetzung. Neben Menschen in Hartz-IV-Bezug und Kurzarbeit kämen auch merklich mehr Rentner. Zugleich blieben allerdings teilweise langjährige Besucher „pandemiebedingt“ fern. Im Zuge allgemein rückläufiger Flüchtlingszahlen sei auch die Zahl der Kunden, die Sozialleistungen als Asylbewerber beziehen, gesunken.

Die Angaben des Verbands beruhten auf einer internen Befragung der Tafeln im Frühjahr, bei der Veränderungen gegenüber einer vorherigen Umfrage aus dem Herbst 2020 erfasst wurden. Damals hatte sich die Zahl der Kunden insgesamt noch nicht erhöht, auch wenn bereits mehr Hartz-IV-Bezieher und Menschen in Kurzarbeit registriert wurden. Dieser Trend habe sich nun „verdeutlicht“.

Die Tafeln-Dachorganisation verband die Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse mit scharfer Kritik an sozialen Versäumnissen in der deutschen Corona-Politik. Die Hartz-IV-Sätze hätten in der Pandemie „dringend“ erhöht werden müssen, erklärte Brühl. Die gewährte einmalige Sonderzahlung in Höhe von 150 Euro sei „ein Witz“. Auch die langfristigen Folgen müssten angegangen werden.

„Die soziale Frage wird sich neu und drängender denn je stellen“, betonte Brühl mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl im Herbst. Noch in Jahren würden sich die Auswirkungen der Krise auf die Altersvorsorge zeigen. Die Politik müsse „zielgerichtet“ intervenieren, etwa mit einem „Aufbaufonds“. Zudem müssten die Hartz-IV-Sätze dauerhaft auf mindestens 600 Euro angehoben werden.

Die Tafeln geben überschüssige Lebensmittel aus dem Handel und von Herstellern an Bedürftige weiter. Bundesweit gibt es nach Angaben des Dachverbands inzwischen mehr als 950 Anlaufstellen, die regelmäßig von mehr als 1,6 Millionen Menschen aufgesucht werden. Bei den Tafeln selbst arbeiten 60.000 Ehrenamtliche.

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