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Zahl der Anrufe bei Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ deutlich gestiegen

Zahl der Anrufe bei Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ deutlich gestiegen

Gewalt gegen Frauen - Bild: Okrasiuk via Twenty20

Die Zahl der Anrufe beim bundesweiten Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Dem Jahresbericht zufolge gab es im vergangenen Jahr 51.407 Beratungen, rund 15 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einen starken Anstieg gab es demnach vor allem bei Anrufen wegen häuslicher Gewalt.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) führte den Anstieg bei der Vorstellung des Jahresberichts in Berlin allerdings auch auf den wachsenden Bekanntheitsgrad des Hilfetelefons zurück. „Jedes Jahr steigt die Bekanntheit und steigen somit auch die Beratungszahlen“, sagte Giffey. Sie würdigte ausdrücklich die Arbeit der Beraterinnen. Das Hilfetelefon sei „für viele Frauen zum Rettungsanker geworden“.

„In der Corona-Krise hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig unser Beratungsangebot mit seiner verlässlichen Erreichbarkeit als erste Anlaufstelle für gewaltbetroffene Frauen ist“, sagte die Leiterin des Hilfetelefons, Petra Söchting. Allerdings sei die Arbeit durch die in der Pandemie nur noch eingeschränkte Verfügbarkeit örtlicher Hilfsangebote erschwert worden. Zugleich hätten sich auch Frauen deswegen an das bundesweite Hilfetelefon gewandt, weil sie Ansprechpartnerinnen vor Ort im Lockdown nicht mehr erreichen konnten.

Laut Jahresbericht stieg die Zahl der Beratungskontakte des Hilfetelefons ab Ende März 2020 deutlich an und blieb danach auf einem hohen Niveau. Der Anteil des Themas häusliche Gewalt an den Gesprächen habe um 20 Prozent zugenommen. Auch bei akuten Krisen und Verletzungen in konkreten Gefährdungssituationen habe es einen Anstieg gegeben, was Beratungen zeitintensiver machte und häufig sofortiges Eingreifen durch Polizei oder Rettungskräfte erforderte.

Um 21 Prozent stieg laut Bericht die Zahl von Menschen aus dem sozialen Umfeld betroffener Frauen, die Rat und Unterstützung suchten, wohl auch weil mehr von ihnen während der Lockdown-Zeiten zu Hause waren und dadurch Zeugen oder Zeuginnen von Gewaltausbrüchen in der Nachbarschaft wurden. Die Nachfrage an fremdsprachlicher Beratung sei um 25 Prozent gestiegen.

Auch in dem Jahresbericht wird aber betont, ein unmittelbarer Rückschluss von gestiegenen Beratungszahlen beim Hilfetelefon auf eine tatsächliche Zunahme von häuslicher Gewalt während der Corona-Krise könne nicht gezogen werden.

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