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Neue „Mein-Kampf“-Übersetzung so „unlesbar“ wie das Original

Neue „Mein-Kampf“-Übersetzung so „unlesbar“ wie das Original

Mein Kampf (Original) - Bild: Diego Cavichiolli Carbone/CC BY 2.0

Konfus“, „überfrachtet“ und „unlesbar“ – der französische Übersetzer der neuen kritischen Ausgabe von „Mein Kampf“, Olivier Mannoni, hat sich mit dem Traktat Adolf Hitlers sehr schwer getan. Er habe versucht, ganz nah am Original zu bleiben, sagte Mannoni anlässlich der Veröffentlichung im Verlag Fayard am Mittwoch dem Radiosender RTL. Dafür habe er Hitlers „Verschwörungstheorien“ ebenso in Kauf nehmen müssen wie seinen „extrem verworrenen Antisemitismus“.

Als „fast unlesbaren Wust“ hatte bereits 1930 der französische Schriftsteller und Diplomat Marcel Ray Hitlers Schrift bezeichnet, die 1925 und 1926 in zwei Bänden veröffentlicht worden war. Eine erste Übersetzung auf Französisch kam 1934 heraus. Diese sei allerdings der „Regel der Zeit gefolgt, dass ein Buch in gutem Französisch geschrieben sein muss“, sagt Übersetzer Mannoni. „Deshalb wurden alle Unebenheiten geglättet.“

Derer gebe es allerdings viele, betont der Übersetzer. Dazu zählten eine „zweifelhafte Syntax, endlose Sätze und Wiederholungen“. Dazu kämen „unüberprüfbare Tatsachenbehauptungen, die in extrem vereinfachende, brutale und primitive Schlussfolgerungen münden“. In dem Text legt Hitler die Grundlagen für das spätere Nazi-Regime und skizziert seine rassistische Ideologie der angeblichen Überlegenheit der „arischen Rasse“.

Die französische Neuausgabe ist unter dem Titel „Historiciser le mal, une édition critique de Mein Kampf“ (Das Böse geschichtlich betrachten, eine kritische Ausgabe von Mein Kampf) erschienen. Daran arbeitete Übersetzer Mannoni acht Jahre lang zusammen mit Historikern. Denn bestimmte von Hitler viel benutzte Begriffe wie „völkisch“ oder auch „Judentum“ ließen sich nur schwer ins Französische übertragen, sagt der Historiker Christian Ingrao von der französischen Forschungsstelle CNRS.

Ziel sei es gewesen, „dem plumpen und langweiligen Buch seinen Nimbus zu nehmen“, sagte Ingrao. Erst dann werde deutlich, dass Hitler mit seiner Schrift „niemanden überzeugen kann“.

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