Anlässlich des 40. Jahrestages der Entdeckung von Aids hat der Virologe Hendrik Streeck mehr Engagement im Kampf gegen die Krankheit gefordert. „HIV ist auch in Deutschland ein untergeordnetes Thema und das politische Interesse an der Forschung in diesem Feld gering“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Bonn den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Freitagsausgaben).
„Wir sehen, dass der Druck bei Corona ein ganz anderer ist und Fördergelder locker gemacht werden können“, betonte Streeck. Er hoffe weiterhin darauf, dass es irgendwann einen Impfstoff gegen Aids/HIV geben werde. „Die mRNA-Technologie, die hinter den Impfstoffen von Biontech und Moderna steht, könnte grundsätzlich auch bei HIV funktionieren“, sagte er dem RND.
Bei Eindämmungsstrategien zeigen die Erfahrungen mit dem Coronavirus laut Streeck, wie wichtig Gebote statt Verbote sind. „Die Menschen müssen bei der Bekämpfung von Pandemien mit ins Boot geholt werden, damit sie selbst aktiv Infektionen vermeiden“, forderte er. Ein gutes Instrument dafür seien regelmäßige Selbsttests.
In Deutschland ist die Zahl der neuen HIV-Infektionen zuletzt leicht gestiegen. Im Jahr 2019 wurden 2600 Neuinfektionen registriert und damit rund hundert Fälle mehr als im Vorjahr, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte. Wer von seiner Infektion nichts weiß, kann das Virus unbeabsichtigt weitergeben.