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Mutter von missbrauchtem Jungen in Fall Münster in Untersuchungshaft

Mutter von missbrauchtem Jungen in Fall Münster in Untersuchungshaft

Symbolbild: Gefängnis

Im Missbrauchsfall Münster haben Ermittler die Mutter des heute elfjährigen Jungen festgenommen, der vom Lebensgefährten der Frau und mehreren weiteren Männern vielfach missbraucht worden sein soll. Die Staatsanwaltschaft wirft der 31-Jährigen Beihilfe durch Unterlassen zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern in einer Vielzahl von Fällen vor, wie die Behörde am Freitag mitteilte. Auf Grundlage eines zuvor beim Amtsgericht Münster erwirkten Haftbefehls kam die Frau in Untersuchungshaft. Sie äußerte sich zunächst nicht zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen.

Ihr Sohn gilt als Hauptopfer im Missbrauchskomplex Münster, der im Juni vergangenen Jahres bekannt wurde. Der 27-jährige Lebensgefährte der Frau steht als mutmaßlicher Haupttäter seit November zusammen mit drei weiteren Männern und seiner eigenen Mutter vor Gericht. Die Männer sollen zwischen 2018 und Mai 2020 das Hauptopfer und einen noch jüngeren Sohn eines anderen Beschuldigten missbraucht haben. Die Mutter des Haupttäters soll von den Taten gewusst haben. Ihr wird Beihilfe vorgeworfen.

Gegen die nun festgenommene Mutter des Hauptopfers liefen seit der Festnahme ihres Lebensgefährten Ermittlungen. Aufgrund von Erkenntnissen aus der Auswertung von IT-Asservaten und der Aussage eines Tatverdächtigen bestehe gegen sie inzwischen der dringende Verdacht, spätestens seit Oktober 2018 vom schweren Missbrauch des Sohns durch ihren Lebensgefährten gewusst zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Demnach soll der Mann ihr die Taten während eines Urlaubs im Oktober 2018 gestanden haben.

Dennoch soll die Beschuldigte „an der Beziehung festgehalten und ihren Sohn dem Münsteraner ungeschützt überlassen haben“. Unter anderem soll sie es toleriert haben, dass der Lebensgefährte mit dem Jungen ohne ihre Begleitung verreiste. „Obwohl sie hierzu als leibliche Mutter verpflichtet gewesen wäre, soll sie keine Anstrengungen unternommen haben, um den mutmaßlichen vielfachen schweren sexuellen Missbrauch ihres Kinds durch den Münsteraner zu verhindern“, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Auch bestehe der Verdacht, dass die Frau während eines Urlaubs im Jahr 2019 „ihren Sohn dazu ermuntert haben soll, eine sexuelle Handlung an dem 27-jährigen Münsteraner vorzunehmen und bei einer sich anschließenden schweren sexuellen Missbrauchshandlung des Jungen dabei gewesen und diese nicht verhindert haben soll“. Kein dringender Tatverdacht bestehe hingegen dafür, dass die Frau auch vom Missbrauch des Jungen durch andere Männer gewusst habe, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Der Komplex Münster ist eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler zuletzt in Nordrhein-Westfalen auf die Spur kamen: Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach bundesweit Entsetzen aus. Zum Fall Münster laufen neben dem Hauptprozess mehrere weitere Strafverfahren. Ein Mann wurde wegen schweren Kindesmissbrauchs bereits zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

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