Die SPD-Bundestagsfraktion fordert wegen der Corona-Pandemie ein Aufhol-Paket für Kinder und Jugendliche in Höhe von zwei Milliarden Euro. „Die Pandemie trifft Kinder und Jugendliche besonders hart“, sagte die Fraktionsvizechefin Katja Mast am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. „Deshalb wollen wir ein Corona-Aufhol-Paket für die junge Generation, das die entstandenen Lücken umfassend angeht und Länder und Kommunen unterstützt.“
Fehlende Freizeitangebote, Kontaktbeschränkungen, geschlossene Kitas und Schulen verlangten Kindern und Jugendlichen sehr viel ab, sagte Mast. „Sie haben nicht nur in der Schule viel aufzuholen, sondern auch beim sozialen Miteinander.“
Die SPD-Bundestagsfraktion wolle für das Corona-Aufhol-Paket im Nachtragshaushalt zwei Milliarden Euro bereitstellen. „Von zusätzlicher Unterstützung in Schulen bis hin zu Corona-Auszeiten, Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, Feriencamps und Freizeiten sowie bezahlbaren Ferienangeboten sollte es alles enthalten“, sagte Mast.
Die SPD habe dabei die jungen Menschen im Blick, die ohnehin unter schwierigen finanziellen Bedingungen groß werden, sagte die Fraktionsvizechefin weiter. Auf ihre Bedürfnisse müssten die Maßnahmen besonders ausgerichtet werden. Für eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fordere die Fraktion zudem einen Corona-Zuschuss für Kinder im Hilfebezug, ergänzte Mast.
Die Jugendämter fürchten wegen der Corona-Pandemie, dass sich die Zahl der Schulabbrecher von zuletzt 104.000 auf 210.000 im Jahr 2020 verdoppelt hat. Das sagte Lorenz Bahr, der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. Genau so viele Schulabbrecher könnte es noch einmal in diesem Jahr werden. Diese Entwicklung werde sich durch viele Schichten ziehen. Auch Kinder aus der Mittelschicht würden einen „früheren Karriereknick“ erleben, warnte Bahr.
Die negativen Folgen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche macht sich nach Einschätzung von Jugendamts-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bereits bemerkbar. Laut einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft und des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ISM) konnten 84 Prozent der Mitarbeiter über alle Lebensbereiche hinweg negative Auswirkungen der Pandemie auf das Leben von Kindern und Jugendlichen feststellen, wie die Funke-Zeitungen weiter berichteten.
88 Prozent der Befragten gehen demnach davon aus, dass sich insbesondere die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund, bildungsbenachteiligten Kindern sowie Kindern, die in belasteten Familienverhältnissen leben, weiter verschlechtern wird. 298 der 559 Jugendämter in Deutschland nahmen teil, insgesamt wurden 1750 Beschäftigte befragt.
Seit Beginn der Corona-Krise haben die Jugendämter der Befragung zufolge vor allem Schwierigkeiten, den Kontakt mit einzelnen Gruppen zu halten. Besonders betroffen sind demnach Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, Familien, die sich in prekären Lebenslagen befinden sowie Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind oder unter Suchtproblemen leiden.
„Allein diese Gruppen betreffen rund vier Millionen Kinder und Jugendliche und das zieht sich durch alle sozialen Schichten“, sagte ISM-Leiter Heinz Müller den Funke-Zeitungen. „80 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus armutsgefährdeten Haushalten drohen den Anschluss zu verlieren – schulisch, aber auch im Umgang mit sozialen Kontakten oder ehrenamtlichem Engagement in Vereinen.“